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Landwirt mit landesweitem Einfluss

Nachruf auf Gerhard Ritzberger (1924)
Es waren zwei Kilometer, die der kleine Gerhard vom Minichmayrhof jeden Tag zu Fuß marschieren musste, um am Bahnhof Hörsching in den Zug zu steigen, der ihn ins Gymnasium nach Linz brachte.

1942 legte er die Matura ab. Statt des Studiums rief ihn danach der Krieg. In Italien wurde Ritzberger zweimal verwundet. Als Leutnant rüstete er ab und er vertiefte sich von da an in die Bodenkultur. Vier Studienjahre in Wien reichten ihm nicht. Als Diplomingenieur nahm er Studien in den USA auf. Praktika in Kanada und Südamerika prädestinierten ihn nach seiner Heimkehr zu mehr. Gleich nach seiner Rückkehr übernahm er den Bauernbund seiner Heimatgemeinde, dessen Bezirksobmann und Vorstand auf Landesebene er später werden sollte. Als Bauernvertreter machte er ab 1961 im Landtag auf sich aufmerksam: Da stand jemand am Pult, der es verstand, pointiert und deutlich Positionen zu beziehen und Haltungen zu verteidigen.

Therese heiratete er 1959, drei Kinder füllten bald das Haus. Glücklich war die Familie, wenn der Vater ins Auto stieg und er alle nach Grado brachte. "Manchmal waren wir zweimal im Jahr unten", schwärmt Gattin Therese von der Zeit an der Adria. Ihr Gerhard war bekannt als Genießer und vor allem auch als Spezialist für gute Weine. Wieder daheim, hatte sich Ritzberger um Bankgeschäfte zu kümmern. 1974 wurde er Obmann der damaligen Raiffeisen-Zentralkasse, eng verbunden mit dem damaligen Generaldirektor Winfried Kern. Doch auch unter dessen Nachfolger Ludwig Scharinger verstand es Ritzberger, sich zu behaupten.

Dass man mit ihm herzlich lachen konnte, bringt Max Glaser, einst Genossenschaftsanwalt, ein, was er auf die Formulierkunst zurückführt, die Ritzberger schlagfertig einzusetzen wusste. "Er war nie beleidigend, brachte die Dinge aber oft auf den Punkt." Jakob Auer, der spätere Raiffeisen-Obmann, findet, dass "wenige Agrarpolitiker ihrer Zeit so weit voraus" waren wie Ritzberger. Christoph Leitl, der EU-Kammerpräsident, schließt das Kaleidoskop ab: "Gerhard hat sich mit Tatkraft und Verstand für das Land eingesetzt."

Die letzten Jahre verbrachte Ritzberger auf seinem Hof. Er genoss es weiter, viel zu lesen. Fit hielt er sich durch Besuche im Fitnessstudio und durch seine barfüßigen Spaziergänge über die Felder. Der Tod seines Sohnes vor eineinhalb Jahren setzte ihm und seiner Frau schwer zu. Trost fand er in seinen vier Enkeln und zwei Urenkeln. Sein Leben fand im Schlaf ein friedliches Ende.