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Ein markanter Innviertler

Nachruf auf Georg Reichinger (1932)
Nachruf auf den Aspacher Georg Reichinger.

Wer sonst, wenn nicht der Kronthaler z´Migelsbach": So hieß es ziemlich einmütig in Aspach, als der damalige Bürgermeister Franz Puttinger 1967 überraschend nach nur einem Jahr Amtszeit verstorben war und ein Nachfolger gesucht wurde.

Den Kronthaler kannte man, manche freilich allzu gut. Als junger Bursch war er unerschrocken in einer der beiden Aspacher Zechen aufgetreten, wann immer es galt, eine Sache im Raufhandel zu klären. Großgewachsen und gewichtig wie der Kronthaler zeitlebens war, hatten es Kontrahenten nicht leicht mit ihm, dazu kam sein schlagfertiges Mundwerk. "Weil Reichinger schon damals bei nahezu allen Vereinen dabei war, wurde er wegen seiner guten rhetorischen Fähigkeiten gerne bei so manchen Anlässen als Redner eingesetzt, was ihm weitere Bekanntheit verlieh", sagt Franz Ratzinger, der langjährige Amtsleiter in Aspach.

Nach dem frühen Tod seines Vaters hatte Georg Reichinger als 20-Jähriger zusammen mit seiner Mutter die 20 Hektar des elterlichen Hofes zu verwalten. Mit 24 führte er seine Anna aus Polling zum Traualtar, nach und nach war die Stube voll mit sieben Kindern. "Er war der Boss im Haus", sagen die Kinder übereinstimmend. Heute führt Sohn Karl den Hof.

"Der Reichinger konnte mit den Großen und mit den Kleinen, er war immer sehr auf Ausgleich bemüht", sagt der aktuelle Bürgermeister Georg Gattringer über seinen VP-Parteikollegen, der bis 1992 im Amt war. Am Sportplatz ließ sich Reichinger als Fan der Aspacher Fußballer besonders gerne sehen. Kaum ein Spiel hat er ausgelassen, er feuerte die Spieler enthusiastisch an, und "immer am Montag versammelte er die Fans auf der Gemeinde, um die Spiele vom Wochenende zu analysieren", erinnert sich Franz Ratzinger.

Wann immer es ihm möglich war, fuhr er in seinem grünen Jeep in den Wald. "Meistens, ohne irgendetwas schießen zu wollen, aber um zu schauen", wie Sohn Karl erzählt. Natürlich war er aber auch bei allen Jagden dabei. Am Abend vieler solcher Jagdtage war die Bauernstube beim Kronthaler voll mit Jägern, die Gattin Anna mit Speis und Trank versorgte. Wie überhaupt die Gastlichkeit eine große Rolle bei ihm spielte. "Am Heiligen Abend war es am Nachmittag Brauch bei uns, dass die ganze Verwandtschaft mit den 16 Enkerln und sechs Urenkerln kam und mit Bratl, Kuchen und Keks versorgt wurde. Das war dem Vater bis zum Schluss wichtig, oft waren da 50 Leute im Haus", berichtet Karl.

Reichinger senior selbst hielt sich beim Essen am liebsten an Süßigkeiten. Legendär war in Aspach seine regelmäßige Order zum Trinken: "A Spezi, versteht si!" Vor 13 Monaten wurde er bettlägerig, konnte aber mit pflegerischer Unterstützung daheim bleiben und friedlich sterben.