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Kommerzialrat und Aushilfshüttenwirt

Nachruf auf Gerhard Geishüttner (1946)
Nach einem gemütlichen Abend mit seiner Frau schloss Gerhard Geishüttner am 27. Dezember seine Augen.

Er war das vierte und jüngste Kind einer Schneiderfamilie in Grünau im Almtal. Doch so recht Lust, das elterliche Gewerbe zu übernehmen, hatte Gerhard Geishüttner nicht. Stattdessen entschied er sich für eine Lehre zum Speditionskaufmann in Gmunden. Der Grundstein für eine große Karriere: Gerhard Geishüttner machte die Firma ifw-Kunststofftechnik zum Weltmarktführer und war jüngster Kommerzialrat des Landes. Und natürlich Aushilfshüttenwirt.

Doch am meisten veränderten sein Leben wohl die zwei Stunden Busfahrt zu seiner Gmundner Lehrstelle. Denn so lernte er seine Christl kennen. "Wir waren damals erst 16 Jahre alt und immer mit einer großen Runde Jugendlicher unterwegs", sagt Christl, die in Gmunden eine Lehre zur Verkäuferin machte. "Zwischen uns hat es schnell gefunkt." Christl und Gerhard waren daheim in Grünau Nachbarn, doch erst im Bus lernten sie sich näher kennen. Es dauerte nicht lange, da verbrachten die beiden auch ihre Mittagspausen miteinander. "Dass wir heiraten werden, war für uns klar. Besonders als unser erstes Kind unterwegs war", sagt Christl. Kurze Zeit nach der Hochzeit kam Tochter Ursula zur Welt. Mit Sohn Gerhard war nur ein Jahr später das Familienglück perfekt. Eine ganz zentrale Rolle, neben dem Musikverein Grünau, nahm in Gerhards Leben das Gasthaus Seehaus am Almsee ein. Auf Bitte des Grünauer Pfarrers hin übernahm die Familie das Gasthaus. Christl und Gerhards Schwägerin Hermi führten es. Gerhard und sein Bruder Karl kellnerten und wuschen ab. Die Stätte befindet sich noch heute in Familienhand.

Als 28-Jähriger stieg Gerhard bei der Firma ifw-Kunststofftechnik ein. Neben Gasthaus, Musik und ifw kam auch die Familie nicht zu kurz: "Wir haben uns immer füreinander Zeit genommen", sagt Christl. Als in der ifw die Entwicklung stetig voranging, übersiedelte die Familie nach Micheldorf. Gerhard wurde 1986 Geschäftsführer und machte den Betrieb 2005 zum Weltmarktführer. Aus 40 Mitarbeitern am Anfang waren 200 geworden. Besonders stolz war Gerhard auf den Titel Kommerzialrat. Dass er der damals jüngste Kommerzialrat Oberösterreichs war, versüßte ihm die Auszeichnung zusätzlich. "Papa war sehr zielstrebig und fleißig. In allen Belangen", sagt Tochter Ursula. Spuren hinterließ der Kommerzialrat auch im gesellschaftlichen Leben Micheldorfs. Als Geschäftsführer der ifw konnten viele Vereine auf seine Unterstützung zählen. Der Musikverein Weinzierl-Altpernstein lag ihm besonders am Herzen. Acht Jahre lang war der begeisterte Klarinettenspieler hier Obmann. "Er war ein sehr kameradschaftlicher und freundlicher Mensch" sagt der jetzige Obmann Klaus Sperrer.

2005 beendete Gerhard seine Karriere. Seine Wege sollten ihn und Christl nun regelmäßig auf die Gradnalm führen. Wo er nicht nur die Natur genoss, sondern auf der Hütte auch mitanpackte, wenn Not am Mann war. Anfang der 2010er-Jahre waren Gerhard und Christl sogar für den Betrieb hauptverantwortlich. Mit Herzproblemen hatte Gerhard schon damals zu kämpfen. Sie bereiteten seinem Leben auch ein frühzeitiges Ende. Nach einem gemütlichen Abend mit seiner Frau schloss er am 27. Dezember seine Augen. "Er ist in meinen Armen eingeschlafen, das hat er sich immer so gewünscht", sagt Christl. "Das war für ihn und für mich sehr schön."