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Mächtiger Impulsgeber für mehr Gerechtigkeit

Nachruf auf Franz Gütlbauer (1946)
Es lag immer ein Hauch von Spannung in der Luft, wenn im Lauf eines Diözesantags der Katholischen Männerbewegung KMB der Chef der damals 18.000 Mann starken Bewegung in der Welser Stadthalle die Bühne betrat.

Akribisch hatte sich Franz Gütlbauer auf diesen jährlichen Auftritt vorbereitet, und es waren nicht irgendwelche schmeichelweichen Sätze, die er dort oben ins Mikrophon sagte, während unten in der ersten Reihe Politiker verschiedener Parteien aus Stadt und Land zuhörten.

Gütlbauer sprach Klartext, wenn christliche Prinzipien und politische Praxis nicht zusammenpassten. "Ja, er war auch kritisch, das gebe ich zu, er war zugleich aber auch fair", bewertet Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer diese Reden seines CV-Freundes. "Franz Gütlbauer hat begriffen, dass Migration nur durch eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in ihren Heimatländern in den Griff zu kriegen ist." Pühringer nimmt Bezug auf das Herzensanliegen von Franz Gütlbauer, die Entwicklungspolitik, die in der KMB von der Organisation "Sei So Frei" getragen wird. Als deren langjähriger Obmann setzte er sich für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Menschen in der sogenannten Dritten Welt ein, die er selbst oft und oft bereist hat.

Gütlbauer hielt in seinen Reden aber auch der katholischen Kirche den Zeigefinger vor. Er trat für eine tolerante und offene Kirche ein, forderte die Weihe von Frauen und von bewährten Männern zu Priestern, verlangte eine spezielle Seelsorge für homosexuelle Menschen und er sprach sich für ein Grundeinkommen aus.

Sachpolitische Zwänge, also die Ausrede, dies alles sei schon gut, aber nicht praktikabel, wies er energisch zurück. "Ihn konnte man beim Wort nehmen, er hatte Handschlagqualität", sagt Margit Hauft, die ehemalige Präsidentin der Katholischen Aktion. "Sein Einfühlungsvermögen, seine Sensibilität und sein klares Denkvermögen" hebt Franz Hehenberger von "Sei So Frei" hervor.

Gütlbauers Leben verlief durchaus geradlinig. Sein Vater war Drucker, die Mutter Hausfrau. Im Schauer-Gymnasium legte er die Matura ab und begann in Graz Jus zu studieren. Im Maturajahr hatte er seine Klassenkollegin Olga näher kennengelernt: "Wir studierten trotzdem an verschiedenen Studienorten, er Jus in Graz und ich in Wien Pharmazie", sagt Olga, genannt Olly, die später seine Gattin wurde. Franz erhielt ein Stipendium und besserte die finanziellen Verhältnisse durch Jobs als Reiseleiter und in der Hochschülerschaft auf. 1971 feierten Olly und Franz Hochzeit, Tina und Michael bereicherten die Familie als Kinder.

Neben dem Ausbau der Rechtsanwaltskanzlei, kümmerte sich Franz Gütlbauer um "Dinge rund um ihn herum, die ihm wichtig waren", wie seine Frau erzählt: die Welser Tagesmütter oder die Lions zum Beispiel. Beruflich bescheinigt ihm Kanzleipartner Siegfried Sieghartsleitner ein "außergewöhnliches Gespür für die Rechtsauslegung und eine exzellente Beherrschung der Anwaltskunst".

Partner in der Kanzlei ist inzwischen auch bereits Gütlbauers Sohn Michael. "Familiäre Freizeit gab es nicht im Übermaß", sagt Gattin Olly. Etliche Reisen in viele Länder Europas, manchmal auch eine Flusskreuzfahrt, habe man aber schon sehr genossen. Seine letzten Tage verbrachte Gütlbauer im Klinikum Wels. Wichtig ist der Familie mit den beiden Enkelkindern, dass seine Frau und die beiden Kinder in der letzten Stunde bei ihm sein konnten.