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Der Lindbauer-Wirt von Urfahr

Nachruf auf Gerhard Mayer (1952)
Gerhard Mayer aus Hagenberg starb im Alter von 68 Jahren.

"Ich war nur seine Zweitfrau. In erster Linie war Gerhard mit dem Lindbauer-Wirtshaus verheiratet." Liselotte Mayer sagt das nicht verbittert, sondern verständnisvoll. Als Kellnerin weiß sie, was es bedeutet, ein Gasthaus zu führen und sie stand voll hinter ihrem Mann Gerhard. "Von 9 bis oft nach Mitternacht" war Gerhard im Gasthaus und stand die meiste Zeit in der Küche.

Dort wurde nicht nur gekocht, die Küche war die Kommunikationszentrale im Lindbauer. Wann immer es berufliche oder private Probleme bei den Mitarbeitern gab: Sie wurden in der Küche mit Gerhard besprochen, ausgeredet und oft gleich gelöst. 17 Jahre hat die Bosnierin Suada dort gearbeitet und "es hat nie irgendetwas gegeben, ganz im Gegenteil", sagt sie. "Der Gerhard war der denkbar beste Chef: Verständnisvoll, nett und großzügig", ergänzt ihre Kollegin.

Sie und ihre Kollegen müssen sich wohl ein neues Wirtshaus suchen, die Zukunft des Lindbauer ist unsicher. "Mit Jahresende hätten wir sowieso aufgehört, weil Gerhard endlich seine Pension antreten wollte und noch so viele Pläne gehabt hätte", sagt seine Gattin Liselotte. "Der Abriss der Brücke und Corona haben dem Geschäft in letzter Zeit über Gebühr zugesetzt."

Gerhards Eltern in Eferding waren nicht besonders begeistert, als der Bub nach dem Schulabschluss Koch werden wollte. Die vielen Pokale und Auszeichnungen, die er aber schließlich angesammelt hatte, beweisen ihnen, dass es der richtige Weg ihres Buben war. In der Schlögener Schlinge sammelte Gerhard seine ersten Berufs-Erfahrungen, immer wieder ließ er sich für Saison-Aufträge engagieren, wurde Koch im Wiener Sacher und im Hotel Bristol.

Für die Hochzeit eines prominenten Wieners schnitzte Gerhard das Brautpaar in Butter und stand dafür die halbe Nacht im Kühlhaus. Das Ergebnis fiel so toll aus, dass er seine Eltern anrief, sofort nach Wien zu kommen, um es zu bestaunen. Die Empfehlung seiner inzwischen mehr als stolzen Eltern, doch endlich sesshaft zu werden, ignorierte er aber , "weil er noch weitere Erfahrung sammeln müsse", wie sich seine Mutter Johanna gut erinnert.

Eine weitere Station war später das Hotel Sturm auf dem Linzer Pöstlingberg. Auf einem Saisoneinsatz auf der Welser Messe 1983 traf er auf Liselotte. "Es hat bei uns beiden sofort gefunkt und vom ersten Tag an gepasst", sagt Gerhards spätere Frau, bloß der Kinderwunsch ließ auf sich warten. Trost gab ihr die Zuversicht ihres Mannes, dass es schon noch recht werden würde.

2003 sollte das Wunder geschehen, die Zwillinge Lisa und Tobias wurden geboren und das Glück der Mayers war perfekt. Privat hatte sich die Familie im Haus der Großeltern in Hagenberg niedergelassen, Gerhard pendelte täglich zum Lindbauer nach Urfahr. "Abgesehen von unserer Hochzeitsreise nach Zypern ist sich bloß ein einziger Urlaub nach Spanien ausgegangen, der Gerhard hat aber immer optimal auf uns geschaut", sagt Liselotte.

1987 hat ihre Geschichte beim Lindbauer begonnen, nach elf Jahren übernahm Mayer das Gasthaus als Pächter. Unzählige Gäste haben die gute Küche an der Donau genossen. Zeit für Hobbys blieb Gerhard Mayer kaum. Manchmal packte er die Angel aus, viel öfter aber bewirtete er seine Kollegen vom Landesfischereiverein, der wöchentlich bei ihm den Stammtisch hatte und die Gerhard als "freundlichen und hilfsbereiten Kollegen" in Erinnerung haben, wie Präsident Peter Jilka sagt.

Fischen, Reisen und endlich auch einmal Fliegen: Das hätte sich Gerhard Mayer für die Pension gewünscht. Der aggressive Lungenkrebs, der vor 16 Jahren schon einmal völlig geheilt werden konnte, schlug wieder zu. "Am liebsten wollte Gerhard die Diagnose vor uns allen verheimlichen, weil er so bescheiden war", sagt Gattin Liselotte.