Anzeige aufgeben

Schalten Sie Ihre Anzeige in der Zeitung

Über unser Online-Anzeigensystem können Sie in wenigen, einfachen Schritten eine private Traueranzeige in aller Ruhe selber gestalten, ausdrucken und online aufgeben.

Traueranzeige aufgeben

Bürgermeister vieler Generationen

Nachruf auf Michael Freiseder (1931)
In der Amtszeit des Altbürgermeisters von Gramastetten spiegelt sich fast die gesamte Zweite Republik.

Als Freiseder 1966 zum ersten Mal angelobt wurde, hieß der Landeshauptmann noch Heinrich Gleißner. 2002, als Freiseder nach 36 Jahren abtrat, war er wohl einer der längstgedienten Bürgermeister der Republik. Sein Bestreben war es, für Gramastetten möglichst viel herauszuholen. "Als Nachbar-Bürgermeister von Linz hatte er es ja nicht leicht. Ich habe es verstanden, dass er Geld gebraucht hat für seine Bedürfnisse", erinnert sich Alt-Landeshauptmann Josef Ratzenböck. Dass er bei den Landespolitikern immer Gehör fand, lag nicht nur an seiner leutseligen und aufrechten Art, sondern auch an seinen Mitbringseln, die er gern dabeihatte: "Er brachte mir immer die beste Mehlspeise der Welt: Gramastettner Krapferl", erinnert sich Ratzenböck. Doch auch die Schreibtische anderer Politiker verschönerte Freiseder, wie sein langjähriger Amtsleiter Rudolf Haslmayr weiß: "Vor Weihnachten war er tagelang mit Weihnachtssternen unterwegs."

Als geselliger Mensch liebte er es, bei den Leuten zu sein, und er amtierte oft in den Gasthäusern, um die notwendigen Dinge gleich auszureden. "Freiseder wollte halt allen alles recht machen, und er hat sich persönlich dafür eingesetzt", sagt Amtsleiter Haslmayr.

Daheim beim "Allerstorfer" in Türkstetten hielt seine Frau Rosa die Stellung. 1958 haben die beiden geheiratet, er zog dafür von Eidenberg nach Gramastetten. Seine Kindheit war geprägt von einem schweren Wundstarrkrampf, den er mit vier Jahren erlitten hatte und nach dem er das Gehen von Neuem erlernen musste. Michael überwand die Schwierigkeiten mit der ihm eigenen Zähigkeit und begann sich für die Öffentlichkeit zu engagieren. Er gründete die Landjugend in seiner Gemeinde, bei einer der vielen Veranstaltungen lernte er Rosa kennen. Sechs Kinder gingen aus der Ehe hervor, Sohn Johannes verstarb bereits 1988. In seiner Landwirtschaft war der Bürgermeister vor allem für die Hühner zuständig, im Winter zusätzlich für das Füttern der Vögel. So sehr er sich für die übrige Arbeit interessiert hätte, es blieb wenig Zeit dafür. Schließlich musste sich ein Bürgermeister auch bei den Eis- und Asphaltschützen sehen lassen. Seine Familie wuchs auf neun Enkel und zwei Urenkelkinder, sie waren seine große Freude. "Die Politik hat Papa bis fast zum Schluss interessiert", sagt Tochter Anneliese Grillnberger. Ihren Vater hat sie als stets gut aufgelegt in Erinnerung, der zum Schluss halt immer schwächer geworden ist, bis er im 90. Lebensjahr sterben konnte.