Der Mann der Chöre

"Ich hätte ihn selbstverständlich verlängert, aber das war ihm gesundheitlich nicht mehr möglich", sagt Ioan Holender, sein damaliger Chef als Staatsoperndirektor. Er war es, der Dunshirn in Linz entdeckt und nach Wien geholt hat.
Der Ruf, den sich Dunshirn in seinen 23 Linzer Jahren erworben hatte, war Holender nicht verborgen geblieben. Auf dem Programm der Staatsoper stand damals gerade Richard Wagners Oper "Rienzi". Zubin Mehta fiel als Dirigent kurzfristig aus, Holender betraute Dunshirn mit dem Dirigat, und er erfüllte die Erwartungen bei allen 15 Vorstellungen über Maßen.
Chorsänger mit 20 Jahren
Der Staatsopernchor war für Dunshirn kein Neuland. Schon als 20-Jähriger lernte er das berühmte Ensemble als Chorsänger kennen, und er stand auf der Bühne, als das Haus am Ring nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs 1955 mit Beethovens "Fidelio" wiedereröffnet wurde.
Dunshirn, nahe Wien geboren, studierte Dirigieren und Kirchenmusik. Jahrelang leitete er neben seinem Studium den Wiener Piaristenchor in Nachfolge des berühmten Professors Hans Gillesberger, später dirigierte er den Wiener Kammerchor, mit dem er in ganz Europa konzertierte. Weitere Auftritte bei den Festspielen in Salzburg, Bayreuth, Bregenz und Verona folgten, und bald war Dunshirn Professor für Chorgesang an der Wiener Musikuniversität und gefragter Juror bei internationalen Chorwettbewerben. Durch die Ehe mit der kanadischen Sängerin Donna Ellen stellte sich privates Glück ein, die Töchter Katharina und Christina vervollständigten die Familie. 1974 übersiedelte diese für 23 Jahre nach Linz, in denen Dunshirn als Chordirektor mehr als 100 Opern, 50 Operetten und Musicals einstudierte und teilweise auch dirigierte. Daneben leitete er 14 Jahre den Eferdinger Davidchor.
"Ernst war sehr penibel in Details", sagt William Mason, der als Solist oft unter Dunshirns Leitung gesungen hat, oder auch Franz Binder: "Dunshirn war extrem sängerorientiert, er hat aus 60 individuellen Kehlen einen wunderbaren Gesamtklang geschaffen." Höchstes Lob streut dem Künstler Dunshirn Martin Sieghart: "In meiner Zeit als Chefdirigent des Hauses in Linz war er ein unverzichtbarer, loyaler und nicht nur musikalisch höchst gebildeter Kollege."
Allen gemeinsam ist aber die Beschreibung eines äußerst liebevollen Künstlers, "der immer normal und bescheiden geblieben ist und nie versucht hat, mehr aus sich zu machen", wie Holender sagt.