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Eine Tischlerin aus Leidenschaft

Nachruf auf Andrea Lindenberger-Weißenberger Lindenberger-Weißenberger (1970)
Andrea war viel im Wald anzutreffen, und das war typisch für ihre große Liebe zum Holz. Bäume gaben ihr Kraft, mit deren Material zu arbeiten war ihre geradezu romantische Leidenschaft, wie sie es selbst gerne formulierte.

"Seit ihrer Krebsdiagnose fast auf den Tag genau vor vier Jahren betrieb meine Frau extrem viel Sport, unzählige Male walkte sie durch den Wald auf die Giselawarte", sagt ihr Mann Klemens, mit dem zusammen sie eine angesehene Tischlerei führte.

Chefin der Tischlerei war sie, das Büro schaukelte er. 2004 hatte Andrea die Tischlerei ihrer Eltern in fünfter Generation ganz selbstverständlich als erste Frau übernommen, ohne je dazu gedrängt worden zu sein. Tischlern war ihr Kindheitstraum, den sie sich konsequent erfüllte.

Das Geschäft kannte sie von der Pike auf von ihren Eltern, deren Lebensprinzip sie aufnahm: Nicht zu arbeiten, um Geld zu verdienen, sondern das zu tun, was Freude macht. Waren es anfangs Restaurierungsarbeiten bei Antiquitäten, wuchs sie nach und nach in das eigentliche Tischlergewerbe hinein.

Manche Kunden konnten erst im zweiten Anlauf akzeptieren, dass die hübsche junge Frau tatsächlich die Meisterin war. Weil sie sich neben der Tischlerlehre zugleich als Bürokauffrau ausbilden ließ, fiel ihr die Übernahme der mittelständischen Tischlerei mit aktuell zwölf Beschäftigten nicht allzu schwer. Unverzichtbare Unterstützung erfuhr sie durch ihren Mann Klemens, der umso wichtiger war, als es galt, die beiden Kinder Elena und Jonas großzuziehen.

"Unternehmerin des Jahres"

Andreas ganzer Stolz waren ihre Mitarbeiter, von denen etwa der Meister mehr als 45 Jahre im Betrieb war und jetzt in Pension geht. Auch ein ehemaliger afghanischer Flüchtling zählt inzwischen zur zwölfköpfigen Kollegenschar. Alles lief blendend, bis vor vier Jahren die Diagnose Krebs wie ein Blitz einschlug. Von dem Tag an wusste sie, dass spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen war, "mehr auf mich zu schauen", wie sie in einem OÖN-Interview einmal sagte.

Mit extremer Selbstdisziplin ergriff sie täglich ihre Walking-Stöcke und kämpfte sich stundenlang durch den Wald, blieb aber auch in der Firma ohne zu jammern aktiv. Große Freude bereitete ihr in dieser schweren Phase noch der OÖN-Wirtschaftspreis "Pegasus", mit dem sie als "Unternehmerin des Jahres" ausgezeichnet wurde.

"Andrea Lindenberger war ja so eine starke und taffe Frau", beschreibt sie die Lichtenberger Bürgermeisterin Daniela Durstberger. "Ich hab sie bis zum Schluss positiv erlebt und muss sagen, dass sie bei ihren vielen Kunden einen extrem guten Ruf gehabt hat."

Voller Lobesworte ist auch Renate Bachleitner, die Nachbarin vom Gasthaus z‘Schmiedgraben. "Sie war etwas Besonderes: feinfühlig, angenehm und hübsch." Zum Geburtstag neulich brachte sie Andrea noch Blumen hinüber, und sie trauert jetzt um eine Spezialistin, deren fachlicher Ruf es war, jeden Auftrag bis ins letzte Eck ruhig und besonnen durchdacht zu haben.

"Wir hatten sehr oft Spaß miteinander", sagt die Wirtin über ihre Nachbarin, mit der sie zusammen aufgewachsen ist. Andrea Lindenberger-Weißenberger wird am Samstag, 22. Februar, um 13 Uhr im Seelsorgezentrum Lichtenberg im Kreis ihrer Eltern, ihrer Schwester, ihres Mannes und ihrer beiden Kinder verabschiedet.