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Familiäres Glück erfuhr sie erst spät

Nachruf auf Mathilde Eder (1936)
Kein hochrangiges Amt in Würden, keine Auszeichnungen, auch keine überragenden Meriten konnte Mathilde Eder aus Kefermarkt vorweisen, die am 20. November im 84. Lebensjahr verstarb.

Trotzdem ist das Leben dieser Frau beachtenswert, musste sie doch eine Kindheit erleben, die heute Gott sei Dank nicht mehr vorstellbar ist, vor 80 Jahren aber gar nicht so selten war.

Am 10. Juni 1936 als Tochter einer Haushaltshilfe in Rottenmann/Steiermark geboren, kannte die Verstorbene ihre Mutter anfangs gar nicht, denn sie wuchs auf "Kostplätzen" auf. "Ich habe bis sechs Jahre zu niemandem ,Mutter’ sagen können", erzählte sie einmal. Ein guter Bauer und Rosshändler in Katsdorf nahm Kind und Mutter auf, ehe diese einen Abdecker, der Tierkadaver beseitigte, heiratete.

Jedoch niemand in der neuen Familie wollte das mitgebrachte Kind. Dementsprechend war die Behandlung: "Oft bin i’ gschnalzt wordn." Nicht weit entfernt suchte ein Ehepaar für ihren verstorbenen Sohn Ersatz. Als es erfuhr, dass die Abdecker-Familie ein Kind weiterhaben wolle, "begutachtete" es dieses und nahm es gleich mit, ohne dass sich das Kind von der Mutter verabschieden konnte. Man bürdete dem Mädchen viel Arbeit auf, denn der Ziehvater arbeitete im Steinbruch oder war, wie seine Frau, häufig krank. Konflikte gab es meist nur, wenn Mathilde "Du" zu ihnen sagte. Für Lernen und Vergnügen blieb keine Zeit, außerdem war dies nicht gewünscht: "Wir haben dich genommen, damit wir wen zum Arbeiten haben!"

Nach der Schulzeit musste Mathilde daheim bleiben, bekam nur Essen und Gewand, kaum Taschengeld. Die Zieheltern erlaubten keine Freundinnen, jedoch war die "Altmühlnerin", eine Nachbarin, wie eine Omi und verwöhnte sie oft mit Kuchen. Nur bei den fast täglichen Pflicht-Fußmärschen in die Kirche und zum Einkaufen kam sie aus dem Haus. "Kannst schon weggehen, aber komm dann nicht mehr zu uns zurück!", hörte sie immer wieder.

Erst als die Adoptiveltern starben, fand sie, was sie in ihrem bisherigen Leben vermisste: Freiheit, eigenes, im Zuchtgarten Weinberg verdientes Geld und eine Gemeinschaft, in der sie sich bewähren und Anerkennung finden konnte. Dies war in der Pfarre Kefermarkt, wo sie eine verlässliche ehrenamtliche Mitarbeiterin, eine "Pfarr-Allrounderin", wurde. Sie trug unter anderem das Kirchenblatt aus, half bei der Caritas-Haussammlung, war Kommunionspenderin und im Pfarrgemeinderat, verzierte Taufkerzen, sang im Kirchenchor und führte eine Jungschargruppe.

Mathilde Eder konnte endlich auch an eine eigene Familie denken. 1968 heiratete sie Franz, der bereits 2000 verstarb. Gemeinsam hatten sie die Söhne Franz und Markus sowie Tochter Elisabeth. Diese konnten verwirklichen, was ihr versagt blieb: Sie erlernten Berufe und wurden darin erfolgreich. Drei Enkelkinder vervollständigten das familiäre Glück. "Danke für die schöne Zeit" sind in der Parte berührende Abschiedsworte.

Das Begräbnis findet heute in Kefermarkt statt.