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Zusammenarbeit war das Credo seines Lebens

Nachruf auf Rudolf Gurtner (1927)
Sein sonorer Bass war sein Markenzeichen und ist nun für immer verstummt.

Seine Stimme gab seinen Reden als Politiker und Interessenvertreter über viele Jahrzehnte den besonderen Klang. In der kargen Freizeit widmete er sie in seiner Heimatgemeinde St. Georgen bei Obernberg als Sänger der Bauernliedertafel und dem Bauernsextett. Am 16. September ist Rudolf Gurtner im Alter von 92 Jahren verstorben.

Der Innviertler war ein Musterlandwirt: geradlinig, mit beiden Beinen fest auf dem Boden, mit Handschlagqualität verhandelnd, ebenso traditionsbewusst wie Neuem aufgeschlossen. Er versagte sich trotz der Belastung am Angermeiergut in Niederweilbach, das er zusammen mit seiner Frau Erna von einem kinderlosen Onkel übernommen hatte, keiner öffentlichen Aufgabe. Die sieben Kinder zu erziehen, lag deshalb überwiegend in der Hand seiner Gattin.

Gurtner genoss in Agrarkreisen schon in jungen Jahren einen exzellenten Ruf als Rinderzüchter und Milchbauer. Deshalb rückte er früh in Spitzenfunktionen beim Fleckviehzuchtverband Inn- und Hausruckviertel und bei der Molkereigenossenschaft Geinberg ("Schärdinger") auf. Zuletzt war er Bundesobmann der Rinderzuchtverbände.

Seine politische Laufbahn begann er mit 34 Jahren als Gemeinderat; sie führte ihn über Orts- und Bezirksfunktionen bei ÖVP und Bauernbund schließlich als Abgeordneter des Bezirkes Ried ins Parlament. Ihm gehörte er von 1977 bis 1988 an. 1984 wurde er an die Spitze der Landwirtschaftskammer Oberösterreich berufen, weil Langzeit-Präsident Hans Lehner überraschend verstorben war. 1990 zog er sich in den Ruhestand zurück und machte dem jungen Hans Kletzmayr Platz.

Eine Funktion muss besonders hervorgehoben werden, obwohl sie auf den ersten Blick nebensächlich erscheint. Rudolf Gurtner lernte schon in den ersten Berufsjahren in Bayern die Idee der überbetrieblichen Zusammenarbeit kennen. Er importierte sie und verbrachte Jahre damit, sie bei vielen Versammlungen in ganz Österreich populär zu machen. Das war nicht einfach, denn ein gestandener Landwirt musste seinen eigenen Traktor haben, seine eigenen Maschinen, auch wenn sie Wochen oder Monate ungenutzt auf den Höfen herumstanden.

Vater der Maschinenring-Idee

Aus der Not heraus sei das Konzept letztlich umgesetzt worden, erzählte er vor Jahren den OÖNachrichten. Es konnte sich nicht jeder Betrieb all die neue Technik leisten, die im Zuge der stürmischen Mechanisierung auf den Markt kam. "Der Einsatz von Maschinenringen war sicherlich ein revolutionierender Schritt, um die Technik der Großbetriebe unseren kleinen Bauern zugänglich zu machen", sagte er. Er wurde zum Vater der österreichischen Maschinenringe und war Bundesobmann.

Die Ära Gurtner war eine des Umbruchs und Strukturwandels: Bauern gingen in Nebenerwerb, die Bio-Landwirtschaft kam auf, der EU-Beitritt kündigte sich an. Über all die Jahre blieb Gurtner bei seinem Credo: Zusammenarbeit.