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Vollblutmusiker und -mensch

Nachruf auf Michael "Mike" Glück (1969)
Es gibt keinen Bühnenneuling des Steyrer Kulturhauses "Röda", dessen Gitarrensound Tontechniker Michael Glück nicht auf das Optimum eingestellt und dessen Nervenflattern er nicht beruhigt hätte.

"Mike" kümmerte sich um Greenhorns wie um ausverkaufte Rockstars. Die gute Hand schiebt am Mischpult keinen Regler mehr, Glück verstarb nur wenige Wochen nach der Diagnose an einer Krebserkrankung.

Mike Glück hätte es bei seinem bevorstehenden 50. Geburtstag mit Stil krachen lassen, jetzt paddelt der Amateur-Kanute auf dem Partezettel dem Silberstreif am Horizont zu, darunter ist der Donnerstag, 16. August, 16 Uhr als unausweichlicher Termin im Verabschiedungsraum der Bestattung Stigler (Taborweg 1a) verlautbart.

Die Steyrer Kulturszene ahnt, dass die Verabschiedungsfeier etwas Besonderes wird, weil Glück ein besonderer Mensch war und weil er dem nahenden Tod nicht auswich und auch die Trauerhilfe nach seinem Ableben bewusst selber in die Hand nahm.

Enge Freunde vom Kulturzentrum "Röda", dessen Vorkämpfer er war, und vom Museum Arbeitswelt, in dem er zuletzt als Ton- und Haustechniker arbeitete, erzählen vom Abschied im Spital: "Machts kan Bledsinn. Passts auf euch auf!", forderte Mike sie vom Bett aus zum Weitertun und Weiterleben auf.

Faktum ist, dass der Mensch in Steyr Lücken hinterlässt: Den Stammgästen im Bluesbeisl "Red Rooster" wird der Backgammon-Meister abgehen, der jeden Gegner bezwang, aber keinen demütigte. In der Schwimmschule verwaist ein Flecken auf der Liegewiese und den Diskutanten am Beckenrand wird kein kritischer Geist mehr die Augen dafür öffnen, dass etwa die Fremdenangst im Land aus politischer Niedertracht geschürt ist.

Der Sierninger, den es in Jugendjahren nach Steyr zog, war ein Weltbürger. Mit seiner Band "Dharma Bums Insane" sprengte er den lokalen Tellerrand, die Gruppe spielte Gigs bis in die Niederlande. Der Vollblutmusiker zettelte in den 1990er Jahren eine große Jugenddemonstration auf dem Stadtplatz an, die Bürgermeister Hermann Leithenmayr (SP) von der Notwendigkeit eines autonomen Kulturhauses überzeugte. Glück, für den Konfrontation kein Selbstzweck war, sondern Ausgangspunkt zu konstruktiven Lösungen, war ein Gründervater des "Röda" in der ehemaligen, gleichnamigen Tischlerei im Wehrgraben.

Glück, der Neil Young und dessen Band "Crazy Horse" zu Konzerten in den USA nachfuhr, bekam auch viel Wertschätzung zurück: Nicht nur, dass FM4 seine Songs spielte - Young legte auf seiner Homepage einen Link zu Mikes "Ballade of Don Quijote", weil ihm die Nummer so gut gefiel.