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Seelsorger am Altar und an der Theke

Nachruf auf Karl Schlögelhofer (1961)
Am Donnerstag starb Karl Schlögelhofer, Stadtpfarrer in Haag, im Alter von nur 55 Jahren – ein Nachruf.

Schauspielgrößen wie Gregor Bloéb zogen sich im Pfarrhof für ihre Auftritte beim Haager Theatersommer um. Pfarrer Karl Schlögelhofer zauderte nicht, für die Garderobe und den Backstage-Bereich des Theaterfestivals Räume bereitzustellen. Genauso überflüssig war das 1996 mit dem Bischof vereinbarte Probejahr als neuer Stadtpfarrer in Haag, als der damalige Kaplan im St. Pöltner Dom bestellt worden war: Karl Schlögelhofer gehörte einfach hierher in die Mostviertelstadt. Er kannte den Menschenschlag, nicht zuletzt weil der gebürtige Ertler einer von den Einheimischen war und auch seine Mutter aus Haag stammte.

Der Herrgott hat es perfekt gefügt, jetzt aber, für den Menschenverstand aus unerfindlichen Gründen, sein Meisterwerk mit einem Hammerschlag zertrümmert. Schlögelhofer, der erst im Herbst in beispielgebender Eintracht mit allen Haager Vereinen und der Gemeinde sein 20-jähriges Pfarrerjubiläum in Haag gefeiert hat, brach am Donnerstag neben der Pfarrersköchin, die ihm gerade das Frühstück reichen wollte, zusammen, rang nach Luft und starb.

Seit Weihnachten hatte der 55-jährige Priester an einer Grippe laboriert, aber sich, einem Naturburschen aus den Ertler Voralpen, der nicht gleich bei jedem Schnupfen zum Doktor geht und Pillen widerwillig schluckt, keine Bettruhe gegönnt. Gemeindearzt Anton Hengst war an diesem Morgen noch auf dem Weg ins Pfarrhaus, wird in Haag erzählt, die Reanimation an dem Leblosen gelang ihm nicht mehr und der Rettungshubschrauber kehrte um.

Schlögelhofer hatte schon früh die Stimme der Berufung zum Priester vernommen. "Es war von klein auf in mir drinnen, dass ich Pfarrer werden will", verriet er einmal in einem Gespräch. Der Bub aus der Landgemeinde Ertl zog acht Jahre ins Internat des "Marianum" in Seitenstetten und machte am bekannten Stiftsgymnasium der Benediktiner 1979 die Matura. Der weitere Weg führte in geradeaus an die Philosophisch-Theologische Hochschule in St.Pölten und in das dortige Priesterseminar, 1987 weihte ihn der damalige Diözesanbischof Franz Zak zum Priester.

Nach dem Studium war Schlögelhofer dann als Seelsorger immer einer, der nicht nur darauf wartete, dass die Leute zu ihm in die Kirche kommen. Der Pfarrer ging unters Volk. Er saß nicht nur am Stammtisch, sondern stellte sich auch zu den normalen Leuten an die Theken der Pubs und Cafés. Der leutselige Pfarrer, dem kein guter und treffender Witz fremd war, hatte in seinem Leben einen festen Anker in einem tiefen Glauben: "Es ist wichtig, dass man sich geborgen weiß in Gott", sagte er einmal, als er das Gebet als seine Kraftquelle nannte.

Was Schlögelhofer prägte, war ein Verständnis für die Menschen und eine Anteilnahme über das Normmaß hinaus; das zeigte sich auch, als ihm vor zehn Jahren eine Stalkerin das Leben zur Hölle machte. Die anonyme Stimme quälte den Pfarrer mit wöchentlich 80 Telefonanrufen, bei denen sie über ihn ihr Schandmaul leerte. Nachdem die Frau am Landesgericht St. Pölten eine Haftstrafe ausfasste, war Schlögelhofers erstes Wort an den Richter, dass die Frau doch sichtlich krank sei und professioneller Hilfe bedürfe.

Die Trauer über den Tod Schlögelhofers, der in seiner Freizeit als Historiker viel Wissenswertes aus der Stadt vor dem Vergessen rettete, ist in der Bevölkerung allgegenwärtig. Trost mögen die Betstunden am Sonntag um 19 Uhr in der Pfarrkirche Ertl sowie Montag und Dienstag jeweils um 19 Uhr in der Pfarrkirche Haag geben. Das Requiem findet Mittwoch, 18. Jänner, um 14.30 Uhr in der Pfarrkirche Haag statt, anschließend erfolgt die Beisetzung am dortigen Friedhof.