Jakob Bieregger: Ein Mann voll Geistes- und Muskelkraft
Augenkontakt und ein freundliches Du war ihm lieber als ein gekünsteltes Sie. Mehr als 600 Menschen haben kürzlich in der Pfarrkirche Sattledt Abschied von Jakob Bieregger genommen.
Nicht alle Trauergäste kannten den 27-Jährigen wirklich gut, aber alle haben ihn geschätzt. Familienmitglieder, Freunde und Arbeitskollegen sprechen von einem Mann voller Lebendigkeit und Natürlichkeit.
Vor einer Woche ist das herzliche Lachen von Jakob Bieregger völlig unerwartet verklungen. Der 27-Jährige verlor bei einem Arbeitsunfall in Steyregg sein Leben. "Mein Mann steht aber nach wie vor an meiner Seite und stützt mich und unsere beiden Kinder Andreas (5) und Michael (1). Ich bin überzeugt, dass es ihm jetzt gut geht", sagt seine Frau Verena.
Jakob Bieregger hat früh gelernt, was es heißt anzupacken. Am Hof der Eltern in Sattledt gab es immer etwas zu tun, mit neun Geschwistern war auch immer etwas los.
In der HTL für Maschinenbau in Wels hat es Bieregger bis zum Schulsprecher gebracht. Neben der Schule hat der angehende Maturant zu Hause am Hof gewerkt und als Ausgleich gerne getanzt.
Nach der Reifeprüfung stand dem jungen Mann die Welt offen. Nach einem einjährigen Gastspiel bei den Gebirgsjägern führte sein Job bei Siemens VAI den Oberösterreicher nach Russland, Korea, und China.
Doch an einem bestimmten Punkt im Leben hat sich Bieregger neu orientiert und sich ganz für die Familie entschieden. "Dazu hat er noch einmal einen Beruf erlernt und auf Maurer umgesattelt", erzählt seine Frau. "Meinen Mann hat seine Geistes-, Herzens- und Muskelkraft ausgezeichnet." Die Beziehung von Jakob und Verena, die 2012 geheiratet haben, bezeichneten Freunde des Paares gerne als "Lottogewinn". Die beiden haben das auch so empfunden. "Wir hatten keinen Fernseher, dafür redeten wir täglich zwei Stunden miteinander. Das hat die Qualität unserer Beziehung stets hoch gehalten." Ein liebgewonnenes Ritual sei der Gute-Nacht-Kuss vor dem Bettgehen gewesen. "Wir sind nie im Streit eingeschlafen."
Wie die Familie mit dem Schicksalsschlag umgeht, ist bewundernswert. Im Internet entsteht ein neuer "Jakobs-Weg". Unter der Internetadresse www.bieregger.at sollen viele Menschen Geschichten über Jakob und Erlebnisse mit ihm veröffentlichen. "So kann ich später meinen Kindern noch viel von ihrem Papa erzählen, auch Episoden, die ich nicht persönlich mit ihm erlebt habe", sagt Verena Bieregger.