Carl Kretz: Ein Techniker mit Leib und Seele

Es gab in den vergangenen Jahrzehnten in Oberösterreich nicht viele Technik-Pioniere, denen es gelang, mit Erfindergeist und Beharrlichkeit ein Unternehmen zum Weltmarktführer aufzubauen. Carl Kretz war einer von ihnen. Er starb am 27. Juli im 84. Lebensjahr.

Carl Kretz wurde 1932 in Wien geboren. Dort studierte er auch Elektrotechnik an der Technischen Universität und schloss sein Studium dort 1960 ab. Zuerst blieb er als Forscher an der Universität, dann arbeitete er als Forschungs- und Entwicklungsingenieur bei Elin in Österreich und anschließend bei Landis & Gyr in der Schweiz.

1965 kam er zurück nach Österreich und stieg bei der von seinem Onkel Paul Kretz 1947 gegründeten Kretztechnik AG mit Sitz in Zipf als Chef der Entwicklungsabteilung ein. Die Kretztechnik erzeugte ursprünglich Drahtkörbe, die in der Nachkriegszeit gefragt waren. Paul Kretz war aber Ingenieur und wollte etwas Anspruchsvolleres herstellen. Er kaufte 1953 ein Unternehmen, das Geräte für die Materialprüfung mit Ultraschall herstellte.

Bald aber spezialisierte sich die Kretztechnik auf die Ultraschall-Diagnostik. Und genau in diesem Bereich erlangten die Kretztechnik und ihr Entwicklungschef Carl Kretz bald weltweite Bedeutung. Das Unternehmen schaffte es, 1989 das weltweit erste 3D-Ultraschallgeräte auf den Markt zu bringen. Kretztechnik war damit Weltmarktführer in diesem Bereich.

Privat traf Carl Kretz 1972 ein schwerer Schicksalsschlag. Seine Frau starb, die Kinder Beatrix, geboren 1963, die Söhne Paul (*1965) und Georg (*1967) wurden von ihrem Vater aufgezogen. 1983 heiratete er dann seine zweite Frau Erika.

Carl Kretz ging 1994 in Pension, Ruhestand war das freilich keiner. "Er war bis zuletzt neugierig und hatte viele Ideen, er war ein Vollblut-Techniker", sagt sein Sohn Paul.

Kretztechnik wurde 1996 mehrheitlich an das koreanische Unternehmen Medison verkauft. Seit 2001 gehört das Unternehmen Kretztechnik zum US-Konzern General Electric und ist dort Kompetenzzentrum für Ultraschall-Geräte mit derzeit rund 250 Mitarbeitern.