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Mit Mut und Herz baute sie ein großes Unternehmen auf

Nachruf auf Anna Heindl (1929)
Ihre Mitarbeiter haben sie ob ihrer Fürsorge geachtet, Auftraggeber für ihre akribische Arbeit respektiert und so mancher Mitbewerber hat sie unterschätzt: Anna Heindl, geborene Halatschek, hat sich bereits früh ihren Platz in der Geschichte der österreichischen Bauwirtschaft gesichert.

Die vergangene Woche im 92. Lebensjahr verstorbene Unternehmerin war Teil jener Familie, die den Mühlviertler Baukonzern Habau groß gemacht hat.

Dabei begann diese Erfolgsgeschichte - wie so oft - alles andere als glamourös. Ihre ersten unternehmerischen Gehversuche unternahm sie im Strickwarenhandel. Von ihrem Ehemann Georg Heindl, der beim Granitbearbeiter Poschacher in leitender Position arbeitete, kam dann der Rat, einen Baumaschinenverleih aufzubauen. "Der Papa hat beim Poschacher gesehen, dass die beauftragten Baufirmen mit ihren Maschinen gutes Geld verdienen", sagt Tochter Georgine Rumpler-Heindl.

Um den ersten Bagger finanzieren zu können, wurde das Haus der Familie verpfändet und ein Kredit aufgenommen. Den ersten Bauaufträgen im Tiefbau folgten bald weitere Maschinen. So begann das 1955 gegründete Unternehmen Halatschek & Co OHG Schritt für Schritt zu wachsen. Im Unternehmen konzentrierte sich Anna Heindl vor allem auf die kaufmännischen Aspekte. Sie war keine Technikerin, aber als ausgebildete Buchhalterin eine gewissenhafte Rechnerin. Und sie war eine Chefin, die sich um ihre Mitarbeiter sorgte, wie Georgine Rumpler-Heindl weiß: "Am Abend, wenn die Mitarbeiter von den Baustellen zurückkamen, hat sie sich immer in den Gefolgschaftsraum gesetzt, um mit den Arbeitern zu sprechen. Dieser unmittelbare Kontakt war ihr wichtig, weil sie dabei viele Dinge erfahren hat, die Chefs sonst nicht zu Gehör bekommen." Dieses Wissen wusste Anna Heindl bei der Akquisition von Aufträgen einzusetzen: etwa wenn sie mit Vertretern von Landesregierungen um Aufträge verhandelte. Das erforderte auch Mut, wie sie den OÖN in einem Interview anlässlich ihres 90. Geburtstags vor zwei Jahren anvertraute: "Ich war bei den meisten Verhandlungen die einzige Frau unter den ganzen Hofräten und habe um jeden Auftrag gekämpft." Das galt auch für den aufkommenden Pipeline-Bau: "Keiner hat sich zur OMV getraut, also bin ich hingefahren." Freizeit mit der Familie gab es in den Jahren des Aufbaus wenig. Selbst an den Wochenenden: Da wurden entweder - gemeinsam mit den Kindern - Baustellen besichtigt oder es waren Kunden im Haus in Perg zu Gast.

Bis in die frühen 1980er Jahre verantwortete Anna Heindl das Controlling und die Bilanzen der Firma. Für den Fortgang des Unternehmens habe ihre Mutter sich aber auch im hohen Alter noch interessiert, sagt Georgine Rumpler-Heindl: "Wenn ich die Mama besucht habe, war immer eine ihrer ersten Fragen: ‚Wie geht’s der Firma?‘" Diese Verbundenheit äußerte sich auch in einem Gespräch, das ihre Enkelin mit Anna Heindl kurz vor ihrem Tod führte. Auf die Frage, wann sie denn in ihrem Leben am glücklichsten war, musste sie gar nicht lange überlegen: "Wenn ich in der Firma arbeiten konnte."