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Vom Chauffeur zum Linzer Vizebürgermeister

Nachruf auf Ernst Ahamer (1922)
Nachruf auf den ehemaligen Linzer Vizebürgermeister Ernst Ahamer.

Der Krieg, seine Familie und die Arbeit für die Landeshauptstadt gestalteten das ereignisreiche Leben von Ernst Ahamer. Als fünftes von sechs Kindern wurde er am 4. Jänner 1922 in Linz geboren und blieb bis zu seinem 100. Lebensjahr tief mit der Stadt verbunden.

Als sein Vater, ein ehemaliger Linzer Buchhändler, im Jahr 1934 verhaftet wurde, war Ernst Ahamer gerade zwölf Jahre alt. Gemeinsam mit drei älteren Geschwistern und seinem jüngeren Bruder blieb er zunächst zu Hause bei der Mutter. Kurz darauf wurde er zum Reichsarbeitsdienst eingezogen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der damals 24-Jährige im Jahre 1946 aus der französischen Kriegsgefangenschaft entlassen. "Vom Krieg hat er nie viel erzählt, das wollte er immer von mir fernhalten", erzählt seine Tochter Claudia Grüssl. Seine Erzählungen handelten einzig von der Arbeit im französischen Bergwerk: "Er betonte damals immer das Glück, in derselben Gruppe wie ein ausgebildeter Bergführer gewesen zu sein. Der hat ihn sehr unterstützt."

Kurz nach dem Krieg arbeitete Ahamer als Chauffeur bei der Arbeiterkammer. Bei dieser Tätigkeit zeigte sich bereits seine künftige Leidenschaft: Autos, denn er besaß sämtliche Führerscheine. Erst zwei Monate vor seinem Ableben hat der Autoaffine seine letzten beiden Pkws abgemeldet.

Seine Karriere bei der Arbeiterkammer sollte jedoch nicht beim Chauffeur enden. Ahamer absolvierte nebenbei die Sozialakademie und übernahm kurz darauf die Stelle des Sekretärs in der Volkswirtschaftsabteilung. Während dieser Zeit eignete er sich weitreichendes Fachwissen an und interessierte sich besonders für Statistik. "Zahlen faszinierten meinen Vater schon damals", blickt Tochter Claudia auf ihren Vater zurück, der von 1969 bis 1984 als Stadtrat in Linz tätig war. Anschließend übernahm er drei Jahre lang das Amt des Vizebürgermeisters, wobei er sich stets auf die Themen Schulwesen und allen voran die städtischen Finanzen fokussierte.

Als Ahamer 1987 im Alter von 65 Jahren in Pension ging, hinterließ er seinem Nachfolger die Finanzen der Stadt Linz mit einem Plus von rund 500 Millionen Schilling - "eine glorreiche Zeit für die Stadt, in der das Brucknerhaus errichtet und das AKH neu gebaut wurden", sagt seine Tochter. Im wohlverdienten Ruhestand konzentrierte er sich auf die gemeinsame Zeit mit seiner Frau, mit der er zahlreiche Reisen in die Toscana und auf die Kanarischen Inseln unternahm. Eine große Liebe hegte er auch zu seinen Hunden. "Unser Golden Retriever Ronja war bis zuletzt an seiner Seite", erzählt seine Tochter. Am 30. Juni starb Ernst Ahamer nach einem arbeitsreichen Leben.