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Dolmetscher Gottes

Nachruf auf Walter Raberger (1939)
Walter Raberger, der von 1984 bis 2004 an der KTU systematische Theologie lehrte, ist am 18. Juni in seiner Heimatstadt Bad Ischl verstorben.

Den Begriff Vorsehung mochte er nicht sehr, aber es muss etwas Ähnliches gewesen sein, als im Jahr 2012 in Wien der Philosoph Jürgen Habermas den Ehrenpreis des Viktor-Frankl-Fonds entgegennahm und fast zur selben Stunde Walter Raberger in Bad Ischl mit dem Kulturehrenzeichen der Stadt ausgezeichnet wurde. Der Dogmatikprofessor an der Katholisch Theologischen Universität Linz (KTU) versuchte nicht, den christlichen Glauben von der Lehrkanzel zu predigen, sondern in einer "freien Kommunikationsgemeinschaft" zu argumentieren, was Habermas’ wohl wichtigste Forderung heutzutage ist. Raberger, der von 1984 bis 2004 an der KTU systematische Theologie lehrte, ist am 18. Juni in seiner Heimatstadt Bad Ischl verstorben.

Raberger war einer der klügsten Köpfe, den die katholische Kirche im Rückenwind des Zweiten Vatikanischen Konzils in Österreich hervorbrachte. Der am 9. September 1939 in Wels geborene Bad Ischler studierte von 1966 bis 1971 römisch-katholische Theologie an der Universität Innsbruck und wurde noch im Jahr seines Studienabschlusses zum Priester geweiht. Nicht vergessen werden darf, dass Raberger davor von 1958 bis 1965 Germanistik und Klassische Philologie an der Universität Wien studierte und mit seinem ersten Doktortitel abschloss. Diese Liebe zur Sprache blieb ein Wegbegleiter in allen Lebenslagen. Raberger konnte bei Hochseilakten der intellektuellen Auseinandersetzung geschliffen formulieren und mit der Putzfrau im Priesterseminar im Salzkammergütler Dialekt über das Tagesgeschehen plaudern. Auch eine gewisse Spitzzüngigkeit verkniff er sich nicht, als er etwa einmal in einem Leserbrief an eine Tageszeitung zu gehorsame Kirchgänger als "Kätzchen" bezeichnete, die nur hörten, "was ihnen der Pfarrer vormiaut".

Rabergers Vorlesungen waren für die angehenden Priester und Laientheologen der Diözese Linz (und darüber hinaus) eine Ermunterung, in Glaubensfragen den Verstand zu gebrauchen, nicht dumm über Gott zu plappern und sich zu getrauen, Theologie zu studieren. Seine Traktate, die in dem Sammelwerk "Eine kritische Dogmatik" 2019 in Buchform erschienen sind, waren ein Impfstoff gegen Fundamentalismus, weil Raberger von seinen Hörern Respekt vor anderen Weltanschauungen als Mindestmaß verlangte. Die KTU würdigte ihren ehemaligen Rektor, der als Seelsorger und Gymnasialprofessor in Bad Ischl den Weg zum Universitätslehrer fand, dass seine Theologie "ein Dialog mit der zeitgenössischen Philosophie" gewesen sei. Raberger, langjähriges Mitglied des Lions Clubs Bad Ischl, war einer der führenden Geisteswissenschafter, ein fröhlicher Christ und ein herzensguter Mensch. Der Begräbnisgottesdienst wird am Freitag, 25. Juni, um 14 Uhr in der Stadtpfarrkirche Bad Ischl gefeiert.