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Bestnote für den Fischerwirt

Nachruf auf Alois Stöglehner (1939)
"Hab ich’s gut gemacht?" Diese Frage hörten viele Gäste der Fischerstube in Rainbach bei Freistadt immer und immer wieder, wenn der Chef mit dem Weinglas in der Hand von Tisch zu Tisch ging und damit weniger Lob für sich als für die hervorragende Küche erheischen wollte, in der seine Frau Sieglinde den Kochlöffel schwang.

"Hab ich’s gut gemacht?" und schon kam eine kleine Plauderei in Gang. Alois Stöglehner war ein äußerst interessierter Wirt, der wissen wollte, woher denn seine Gäste kamen, wenn er sie nicht sowieso kannte.

Mehr als 30 Jahre florierte die Fischerstube gleich neben der Rainbacher Bruckmühle, es war nie leicht, einen Tisch zu ergattern, wo die Fische aus den nebenan befindlichen Fischteichen zubereitet und serviert wurden. Von Beruf her war Alois Lehrer an der Freistädter Hauptschule, wo er Mathematik und Biologie unterrichtete. "Er blieb auch nach seinem Einstieg als Wirt mit Leib und Seele Lehrer", sagt sein damaliger Kollege Gerhard Schmat.

Schon immer an Fischen interessiert, hatte er als Obmann des Reviers Freistadt unzähligen Jugendlichen das Fischen beigebracht. Dort, wo sich seine Fischteiche befinden, war Alois Stöglehner mit vier Geschwistern aufgewachsen.

Es war keine leichte Zeit, denn als Alois fünf war, verunglückte sein Vater mit dem Pferdefuhrwerk tödlich. So gut es eben ging, führte seine Mutter die Mühle weiter, bis sie ihr Ältester mit 15 übernehmen konnte. Alois besuchte indes die Rainbacher Volksschule, über das Marianum kam er in das Freistädter Gymnasium. Nach der Matura war sieben Jahre das Finanzamt seine erste berufliche Wirkungsstätte.

Doch der damals eklatante Lehrermangel ließ Alois überlegen, ob das nicht eine gute Chance für ihn wäre. Ein Jahr lang pendelte er täglich zum Abiturientenkurs nach Linz und schon stand er als Volksschullehrer erstmals vor Schulkindern. Anschließende Kurse in Mathematik und Biologie ermöglichten ihm später den Überstieg in die Freistädter Hauptschule, an der er bis zur Pension 1999 tätig war. Obwohl seine Familie inzwischen um drei kleine Töchter angewachsen war, ließ sich Alois nicht von seinem fliegerischen Hobby abbringen, das er in jungen Jahren begonnen hatte. Liebend gerne setzte er sich in ein Segelflugzeug und zog damit seine Runden.

"Er mochte die Menschen, er mochte die Welt, er liebte die Musik, besonders die Operetten, er hatte ein Gespür für Technik", sagt Tochter Petra. Später, als er bereits Opa war, ließ er sich bei Bedarf für seine Enkel gerne zur Mathematik-Nachhilfe heranziehen.

Nach dem Ende der Fischerstube konzentrierte sich das Interesse der Stöglehners voll und ganz auf ihren Garten in Freistadt. Erst vor einem Jahr begannen die Kräfte von Alois nachzulassen. Seine Frau Sieglinde betreute ihn bis zu seinem Tod. "Du hast es gut gemacht", steht auf der Trauerkerze in Anspielung auf seine Standardfrage in der Fischerstube.