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Ein Genießer und Opernfreund

Nachruf auf Bruno Gabriel (1940)
Nachruf auf Bruno Gabriel aus Linz.

Eine kleine Vorspeise, ein exquisites, wenn möglich französisches Hauptgericht, dazu ein Glas passender Wein, zur Nachspeise gerne Crème brûlée. So oder so ähnlich sahen Einladungen aus, die Bruno Gabriel an Freunde oder Verwandte aussprach.

Am Herd stand er selbstverständlich höchstpersönlich: groß gewachsen, die Ruhe in Person und in der Lage, zu jedem Gericht bei Bedarf eine kleine Geschichte zu erzählen.

Bruno Gabriel begann seine Berufslaufbahn nach der Matura in der Kulturabteilung des Linzer Magistrats. Unter seiner Mitwirkung wurde das Linzer Schlossparktheater gegen so manchen Widerstand in die Welt gesetzt.

Trotz seines inzwischen erworbenen Amtsratstitels beschloss Bruno Gabriel 1981, dass es Zeit wäre für eine Veränderung. Seine neue Wirkungsstätte war bis zu seiner Pension im Jahr 2000 die Medienabteilung der Arbeiterkammer Oberösterreich. Das äußere Markenzeichen Gabriels war seine Pfeife, manchmal trug er auch eine Kappe wie der deutsche Kanzler Helmut Schmidt, erinnern sich Kollegen. Kennengelernt hat Gabriel auch noch der heutige AK-Präsident Johann Kalliauer: "Bruno Gabriel konnte nicht nur sein enormes Wissen in unaufgeregter Weise vermitteln, sondern begegnete auch so manch aufgeregtem jungen Gewerkschaftssekretär wie mir mit Ruhe und Gelassenheit." Wolfgang Zeintlhofer teilte mit seinem ehemaligen Kollegen die Begeisterung für große Opern. Zeintlhofer weiß auch über die umfangreiche Tonträger- und Partiturensammlung Bescheid, die sich Gabriel im Lauf der Jahre angelegt hatte.

Markant veränderte sich Gabriels bisher sehr ruhiges Leben durch die Hochzeit mit Elisabeth, die er in den 1980er-Jahren heiratete und die mit ihren zwei Buben viel Leben in die Wohnung brachte. Gemeinsam mit seiner Frau begann er auch, die Welt besser kennenzulernen. China, Japan, die USA und viele andere Länder wurden zu ihren Reisezielen.

Vor zehn Jahren starb Brunos Gattin Elisabeth und er wurde wieder zum Einsiedler. Als gelernter Genussmensch habe er fast täglich weiter für sich gekocht und natürlich auch seine Opernfahrten fortgesetzt.

Schwindelanfälle und Sehstörungen beeinträchtigten seine letzten Monate. Den Tod fand er ohne jede größere Vorwarnung. Seine Parte ziert der für ihn gut passende Spruch des Dichters Jorge Luis Borges: "Ich habe mir das Paradies immer als eine Art Bibliothek vorgestellt."