Wenn sie sang, betete sie doppelt
Schwester Maria Emilie Ringler wollte immer, dass ihr Leben, das am 10. Februar kurz vor ihrem 93. Wiegenfest in der pflegenden Gemeinschaft des Ordensaltenheimes in Hainstetten zu Ende ging, gottgefällig gelinge und damit dem Nächsten zur Freude gereiche.
Als siebtes von dreizehn Kindern am 26. Februar 1928 in Viehtrift geboren, ging das Mädchen schon alleine deshalb gerne bei den Schulschwestern in Persenbeug in die Volksschule, weil dort in der Klasse viel gesungen wurde. Musik war für sie bereits in jungen Jahren eine Tür zu Gott und zu den Menschen. Das Beispiel, das ihr die Schulschwestern in Persenbeug gaben, prägte sie so sehr, dass auch bei ihr die Berufung zur Ordensfrau reifte. Wenige Wochen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Emilie, wie Ringler nach ihrem Taufnamen hieß, als Probandin bei den Schulschwestern in Amstetten aufgenommen. Nach ihrer Lehrerausbildung durfte sich "Schwester Maria" im Juli 1951 das Zingulum der Franziskanerinnentracht umbinden, die ewige Profess folgte ihrer feierlichen Einkleidung ein Jahr später.
Generationen von Amstettnern genossen dann bei Ringler ihre Grundschulausbildung. Die Ordensschwester brachte den Kindern viel bei und förderte musische Talente, egal ob mit Zeichenstiften oder mit Tönen. Generell konnte man sagen, sie hatte für jede Lebenslage ein Lied: Als Organistin begleitete sie die Gottesdienste in der Klosterkirche. Die Erfahrung, dass sich Gott in der Musik offenbarte, sendete sie nach ihrer Pensionierung als Mitbegründerin von "Radio Maria" im Mostviertel über den Äther. In ihrem letzten Tagebucheintrag Anfang Jänner schrieb sie nur zwei zukunftsweisende Wörter: "Alleluja! Maranatha!" - den Auferstehungs- und Kommunionsspruch der frühen Christen "Alleluja! Der Herr kommt!"