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Pionier in der Zahngesundheit

Nachruf auf Reinhold Günther Schütze (1945)
Gut möglich, dass in so mancher Zahnarzt-Ordination noch ein Behandlungsstuhl steht, den Reinhold Schütze einst verkauft hat.

Zähne mit allem Drumherum waren das Geschäft des Unternehmers. Sein Leben begann im zu Ende gehenden 2. Weltkrieg wegen der drohenden Bombengefahr in einem Ennser Bombenkeller. Auf sein Gemüt haben sich die düsteren Umstände keineswegs geschlagen. Familie und Weggefährten beschreiben Schütze als immer fröhlichen und optimistischen Menschen, dessen besondere Eigenschaft es war, "auch im größten Tief einen positiven Ansatz" gefunden zu haben, wie seine Ehefrau, die Zahnärztin Margit Schütze, sagt.

Mit den Eltern und drei Geschwistern lebte er ursprünglich am Linzer Spallerhof, erfreute sich guter Erfolge als Handballer, maturierte an der HAK und plante ein Leben als Weltreisender auf einem Schiff. Diesen Plan wusste sein Vater zu verhindern, der in Linz mit zwei von Reinholds Geschwistern einen ganz gut gehenden Handel mit Dentalwaren begonnen hatte.

Er rief Reinhold zurück und hieß ihn mitzuarbeiten. Nach drei Jahren gründete Reinhold eine Filiale in Wien und wechselte danach dennoch in den Dentalhandel der Firma Siemens. Von dort aus richtete er ab 1972 zahllose Ordinationen ein. Besonderes Augenmerk hatte die Firma auf Absolventen des Zahnarzt-Studiums als künftige Kunden. Schütze, damals bereits verheiratet und Vater von Tochter Barbara, organisierte für angehende Zahnmediziner ausgedehnte Heurigenbesuche. Dabei traf er auf Margit, mit der er 1981 seine zweite Ehe schließen sollte. "Es war Liebe auf den ersten Blick, ich wäre mit diesem Mann bis ans Ende der Welt gegangen", sagt die spätere Attnanger Zahnärztin.

Patente und Erfindungen

Als Reinhold Schütze längst Geschäftsführer einer auf Zahngold spezialisierten Firma war, erreichte ihn neuerlich der Ruf des Vaters in Linz. Der Sohn stieg wieder in das elterliche Unternehmen ein und konzentrierte sich auf Innovationen auf dem Gebiet der Implantologie. Zugleich eröffnete er die Möglichkeit, aktiven Zahnärzten in Kursen die Technik zu zeigen, Implantate richtig zu setzen. Ulrich Fürst, Zahnarzt in Attnang, schätzt diese Initiative als "die vielleicht allerwichtigste Aktivität von Reinhold Schütze. Sie ist bis heute von Bedeutung."

Schützes Firma war längst Marktführer in Österreich, belieferte mit 30 Mitarbeitern halb Europa. Schütze, dem Weggefährten eine "ewige innere Unruhe" nachsagen, hatte aber ein neues Ziel im Auge. 2002 verkaufte er die Firma - zum Leidwesen seiner Mitarbeiter, weil er "ein total angenehmer, innovativer und großzügiger Chef" war, wie Andreas Lette gern bezeugt.

Schütze ging danach gezielt den Weg eines Erfinders. Mit der "photodynamischen Therapie", die es schafft, Bakterien im Mundbereich sichtbar zu machen und abzutöten, meldete er ein Patent an. Zusätzlich zu der damit gegründeten neuen Firma führte er mit einem weiteren Unternehmen, das in Attnang seinen Sitz bekam, in Österreich die elektrischen Zahnbürsten in großem Stil ein. Danach schaffte er mit einem biologischen System gegen Zahnfleisch-Entzündungen und dem Produkt "Paromit Q 10 Spray" einen weiteren Durchbruch.

Nicht ganz im Ernst sagte er manchmal, er hoffe, damit den Nobelpreis zu erhalten, erzählt seine Gattin, die ihre Ordination vor fünf Jahren geschlossen hat und mit ihrer Tochter Anna die Firma ihres Mannes weiterführen wird.

"Daheim war unser Vater selten", sagt Sohn Gregor, befragt nach dem Privatmann Reinhold Schütze. "Er war aber der denkbar beste Vater und vor allem Opa, er hat den älteren von insgesamt sieben Enkelkindern das Schachspielen beigebracht und war immer für uns da. Egal, was er gerade verhandelt hat, seine Standard-Antwort beim Anruf, ob man störe, war immer: ‚Nie‘ - und man konnte mit ihm sofort selbst über die banalsten Dinge telefonieren."

Ein erst im Oktober aufgetretenes Gefäßleiden beendete das Leben Schützes plötzlich, aber schmerzlos.