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Er bleibt nicht nur in Enns unvergessen

Nachruf auf Otto Dirnberger (1931)
"Willst du, dass dich Otto lobe, atme vor und nach der Probe!"

Aufforderungen wie diese bekamen Sänger des Ennser Singvereins recht oft zu hören, wenn sich Dirigent Otto Dirnberger eine gesungene Phrase ohne jede Unterbrechung vorstellte.

"Einen ernsten Hintergrund witzig zu verpacken", das war geradezu die Spezialität des studierten Pädagogen, den ehemalige Sängerinnen wie Helga Schobesberger und Schüler gleichermaßen als "sehr genau, aber humorvoll" charakterisieren. Otto Dirnberger war in Enns eine Legende, bei weitem nicht nur in Musikerkreisen.

Legendär war er als Lehrer und Direktor der Hauptschule, die er konsequent in eine Musikhauptschule umwandelte. Johann Mayrhofer, der ihm 1991 als Direktor nachgefolgt war, findet nur lobende Worte über den "besten Chef", den er je hatte: "Er war einfühlsam, gerecht und wertschätzend. Genau so, wie man sich einen guten Lehrer vorstellt." Dass Otto Dirnberger neben der Schule genug anderes zu tun hatte, konnte man sich eigentlich gar nicht vorstellen.

Aber er war 20 Jahre in der Ennser Stadtpolitik aktiv: Als SP-Gemeinderat, Stadtrat und Vizebürgermeister. Sein Engagement für die Kultur ist sogar dem heutigen Bürgermeister Franz Stefan Karlinger noch präsent, wenngleich die beiden von Alters wegen nicht gemeinsam Politik machten. "Ich lernte Otto aber noch kennen und schätzte ihn als ungemein ausgleichenden Menschen", sagt der Ennser Bürgermeister, der Dirnberger noch im Jänner beim Ennser Neujahrskonzert begrüßen konnte.

Unvergessene Auftritte

So verbindlich Dirnberger war, so konsequent und streng konnte er sich zeigen, wenn etwas nicht nach seinem Geschmack verlief. Als junger Kapellmeister von Ebelsberg habe er einst den Taktstock zornig weggelegt, weil die Musiker zu viel Bier getrunken hatten. Seine Devise war: am Tag vor einem Konzert kein Alkohol.

Umso herzlicher konnte Otto mit seinen Kameraden und Sängern aber feiern, wenn ein Auftritt erfolgreich absolviert war. Unvergessen war ihm sein Dirigat von Haydns Schöpfung beim 750-Jahr-Jubiläum der Stadt Enns, bei dem alle Ennser Chöre und das spätere Bruckner Orchester von dem erst 31-jährigen Otto Dirnberger geleitet wurden. Genauso unvergessen war es aber auch, als er selbst 2005 mit einem seiner Enkelkinder trompeteblasend beim Stefanikonzert auf der Bühne stand.

"Eine Spur zu hinterlassen"

Vermählt war Otto mit der Ennser Lehrerin Trude, die er schon lange zuvor kennengelernt hatte. Um das erträumte Haus zu finanzieren, ließ sich Otto während der Ferien als Trompeter gerne von den "Linzer Buam" engagieren und lernte mit ihnen halb Europa kennen. "Als Kinder waren wir viel mit Papa unterwegs, auf Zeltlagern zum Beispiel, aber er hatte immer so viel zu tun", sagt Sohn Klaus, der wie sein Bruder Haimo oft einer der Musiker in den von Papa dirigierten Ensembles war.

"Der Sinn des Lebens ist es, eine Spur zu hinterlassen", soll Dirnberger manchmal philosophisch gesagt haben. Zugleich unterstrich er durch sein Leben die Bedeutung sozialer Beziehungen zu Kollegen und Freunden, und er legte Wert darauf, die Leistung anderer zu würdigen. Gattin Trude, die beiden Söhne, sechs Enkelkinder und ein Urenkerl trauern um ihren Opa, der am Freitag in der Basilika Enns-St. Laurenz verabschiedet wurde.