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Eine Vorzeigemutter von sechs Kindern

Nachruf auf Anneliese Neumann (1928)
Die junge Anneliese Narbeshuber, Tochter einer Gmundner Ärztefamilie, war eifrige Studentin in Graz, als ihr ein junger Technikstudent über den Weg lief, den sie viel leichter eigentlich in ihrer Heimatstadt Gmunden hätte treffen können: den ebenfalls aus Gmunden stammenden Hugo Neumann.

Die Liebe schlug in die beiden ein wie ein Blitz, Anneliese war erst 20, als bereits die Hochzeitsglocken läuteten.

Dass mit der Geburt ihrer ersten Tochter auch ihr Studium zu Ende war, schien ihr wenig ausgemacht zu haben. Sie erklärte ihre Familie zu ihrer ersten und wichtigen Aufgabe und hielt das auch so, als die Kinderzahl mit zwei Mädchen und vier Buben komplett war. Problemlos verlief keine ihrer Geburten, alle sechs waren als 7-Monats-Kinder Frühgeburten, ein Umstand, der damals nicht leicht zu bewältigen war. "Sie war eine Mutter, wie man sie sich nur wünschen kann", rühmen sie ihre Kinder im Gespräch am Tag nach ihrem Begräbnis.

Oberstes Ziel ihrer Erziehung war die Ausbildung ihrer Kinder, Anneliese Neumann legte weiters großen Wert auf Sparsamkeit. Die Kinder sollten das, was sie sich wünschten, immer auch selbst erarbeiten können, das war ihr Prinzip.

Anneliese Neumann war keine Dame der Gesellschaft. In Vereinen war sie nicht engagiert, ihr Fokus war das Wohl der Familie. Dass das Leben auch anders verlaufen kann, erlebte sie als junges Mädchen, als ein Zug von KZ-Häftlingen direkt an ihrem Elternhaus vorbeigetrieben und einige Männer brutal niedergeknüppelt wurden. Das hat ihr Leben einschneidend geprägt, davon hat sie immer wieder gesprochen, aber noch mehr: Anneliese begab sich mit ihrer älteren Schwester und dem jüngeren Bruder danach mehrmals zu den Häftlingen nach Ebensee, um den ausgehungerten Menschen unter Lebensgefahr Essen zuzustecken. Zu Weihnachten setzte sich die musische Frau gern an das Klavier oder griff zur Flöte, um gemeinsam mit den Kindern den Heiligen Abend zu verschönern.

Hugo Neumann, er war tätig als Geschäftsführer bei Stern & Hafferl, starb am Heiligen Abend 2012, Anneliese kam schwer über seinen Tod hinweg und sie verbrachte die letzten Lebensjahre im Rollstuhl, bestens betreut von einer Pflegerin und den eigenen Kindern im eigenen Haus.

Die Besuche ihrer Enkel und Urenkel bereiteten ihr jedes Mal große Freude. "Auch als sie in ihren letzten Tagen schon nicht mehr reden konnte, drückte sie ihre Kinder umarmend und bedankte sich damit für alles. Gegangen ist sie im 92. Lebensjahr mit einem "unvergesslichen paradiesischen Lächeln im Gesicht", wie ihre Kinder sagen.

Sechs Kinder, 14 Enkelkinder und 15 Urenkel haben Anneliese Neumann am Tag vor dem Heiligen Abend in Gmunden verabschiedet.