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Der Herr Rat im roten Skoda

Nachruf auf Wernher Messenböck (1931)
Er war Richter mit Leib und Seele.

Postauto-Chauffeure hatten mit ihm mitunter ihre liebe Not. Damals, als sie ihre Haltestellen noch am Freistädter Hauptplatz hatten und das enge Böhmertor nicht als Einbahn zu befahren war, zwang sie immer wieder ein kleiner roter Skoda, die schmale Böhmergasse im Rückwärtsgang zurückzustoßen, weil er im Vorrang war. Am Steuer des Skoda: der Herr Rat vom Bezirksgericht auf dem Weg zum Arbeitsplatz. Denn Wernher Messenböck verstand keinen Spaß, wenn damit Recht verletzt worden wäre.

Er war Richter mit Leib und Seele, obwohl sich der in Linz geborene Bub anfangs viel mehr mit technischen Dingen befasste. Weil sein Vater, ein beamteter Wasserbautechniker, viel unterwegs war, hielt sich Wernher vorzugsweise bei seinen Großeltern auf. Seine Gymnasiumszeit an der Khevenhüllerschule war überschattet von den Kriegsjahren, Wernher schien darunter aber wenig gelitten zu haben: "Mit Freunden lief er auf den Freinberg zum Bombenschauen, und als später die amerikanischen Besatzer da waren, erfreute er sich an Kaugummi und Schokolade", wie Messenböcks gleichnamiger Sohn Wernher erzählt.

Nach der Matura war für den immer auf Ausgleich bedachten jungen Mann klar, dass er Richter werden wollte. Beim Studium in Graz lernte er seine spätere Frau Gretl kennen, sie war ebenfalls Juristin, die beiden bekamen vier Kinder. "Papa war einer der ersten Freistädter, die sich als Mann trauten, öffentlich einen Kinderwagen zu schieben", verweist Sohn Wernher auf den überzeugten Familienmenschen, der sein Vater war. Nicht nur privat: Für die Diözese Linz war Messenböck einer der Initiatoren für eine Familienberatungsstelle in Freistadt, weil er als Richter gegenüber allzu rasch ausgesprochenen Scheidungen zurückhaltend war.

Zuvor hielt er eine Beratung oder auch eine Mediation für zielführender, vor allem, wenn Kinder mit im Spiel waren. "Als Richter war Dr. Messenböck wegen seiner unparteiischen Haltung sehr anerkannt", sagt der frühere Freistädter Bürgermeister Josef Mühlbachler. So kompromisslos der Herr Rat für das Recht kämpfte, so lustig war er privat: Sein lautes Lachen war legendär, ebenso sein alles übertönender Tenor in der Freistädter Chorgemeinschaft. Mit 65 musste er den Arbeitsplatz als Chef des Bezirksgerichtes räumen.

2004 starb seine Gattin. In dieser schweren Zeit fand er Unterstützung durch eine Nachbarin und eine Freundin aus Studienzeiten, zu der er wieder Kontakt aufnahm. Drei Umstände haben sich bei Messenböck nie geändert: seine Vorliebe für Süßspeisen, seine Sparsamkeit und seine Passion für rote Skodas. Zwei Töchter, zwei Söhne, vier Enkel und die zwei Betreuerinnen der letzten Zeit haben ihn am 10. Dezember in Linz verabschiedet.