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Ein vielseitig gelehrter Statistiker und Historiker

Nachruf auf Otto Lackinger (1924)
"Er ist einer meiner ältesten Freunde." Ohne lange nachzudenken, verleiht Alt-Landeshauptmann Josef Ratzenböck seinem langjährigen Statistik-Hofrat Otto Lackinger diesen hohen Titel: "Jeden Wintersonntag waren wir beide mit anderen Freunden Punkt 15 Uhr Eisstockschießen."

Dass Lackinger, dem ansonsten höchste Treffsicherheit zugesprochen wurde, dabei oft verloren hat, habe der Freundschaft der beiden keinen Abbruch getan. Ratzenböck konnte sich als Politiker auf Lackinger blind verlassen: "In einer Zeit, in der es noch keine Computer gab, sagte er uns an Wahltagen um 13. 30 Uhr das Ergebnis voraus. Er hatte die Statistik im kleinen Finger."

Der Weg dorthin war für Lackinger nicht eben. Geboren als vierter Sohn einer Eisenbahnerfamilie im Linzer Franckviertel, mussten die Brüder alle Ersparnisse zusammenlegen, um Otto, der nach der vierjährigen Kriegsgefangenschaft in Sibirien bereits 28 war, ein Studium zu ermöglichen. Der eben pensionierte Vater ersuchte aus demselben Grund die Bahn, seinen Schaffnerdienst wieder aufnehmen zu dürfen.

Otto inskribierte in Innsbruck Geographie und Geschichte mit dem Ziel, in den Schuldienst zu kommen. Nach dem Probejahr an der Fadingerschule hieß es wegen des geringen Bedarfs an Professoren wieder warten. Otto nutzte die Zeit für eine Dissertation über die Verstädterung in Oberösterreichs Zentralraum und hievte sich damit direkt in den Landesdienst.

Werke zur Industriegeschichte

Im Landesdienst gründete er die statistische Abteilung und leitete die wirtschaftswissenschaftliche Gesellschaft. Zunächst war es ihm wichtig, seinen Brüdern das "Darlehen" für sein Studium zurückzuzahlen. Neben seiner Hauptarbeit verfasste er 200 wissenschaftliche Arbeiten, hielt unzählige Vorträge und wurde zum Spezialisten für alle Probleme im "oberösterreichischen Zentralraum".

Nach seiner Pensionierung 1984 stellte sich Otto Lackinger ganz in den Dienst der wirtschaftshistorischen Forschung. Drei wichtige Bücher zur Industriegeschichte Oberösterreichs sind das Resultat dieser Arbeit.

Privat vermählte sich Lackinger vor 67 Jahren mit Margaretha, einem Innsbrucker Mädchen, das er dort im Universitätsverlag kennen und lieben gelernt hatte. Um näher an die Natur zu kommen, übersiedelte er vor 55 Jahren nach Lichtenberg. "Von den Bauern lernte er Tarockieren, hier war er daheim", sagt Tochter Monika Ratzenböck.

Für die Gemeinde erstellte er das Gemeindewappen und in Lichtenberg wuchsen vor allem "seine Rhododendren, von denen er sicher 50 verschiedene stehen hat. Darum nannten ihn wohl viele Kollegen auch gerne Dr. Rhod", vermutet Tochter Monika und sie sieht ihren Vater noch immer mit Strohhut und ausgebeulter Hose an seinen Pflanzen stehen.

Lackinger liebte auch Tischtennis, er war selber Landesmeister und ließ sich als ausgebildeter Fußball-Schiedsrichter bei Bezirksspielen gerne einteilen. "Auch das legendäre Match Politiker gegen Journalisten wurde immer von Papa gepfiffen", sagt Tochter Monika. Den Abschluss des Chemiestudiums seiner Enkelin Karin bereitete Lackinger zuletzt noch große Freude, wenngleich er selbst wegen zunehmender Herzprobleme immer mehr beeinträchtigt wurde. Die Verabschiedung erfolgt am Freitag, 15. November, um 15 Uhr im Seelsorgezentrum Lichtenberg.