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Johanna Meyer: Kino-Chefin mit Kraft und Konsequenz

Nachruf auf Johanna Meyer (1957)
Jetzt wäre ihre Zeit gewesen. Gerade, als sich das Kino und die Gesellschaft endlich wieder verstärkt den Werten geöffnet haben, für die Johanna Meyer als Leiterin des Welser Programmkinos stets gekämpft hat: Frauen, Diversität, gleiche Rechte.

Es ist eine große Ungerechtigkeit, dass die von allen liebevoll Hanna Genannte am Montag viel zu früh gestorben ist.

Die kreative, fleißige, energische Meyer starb an den Folgen einer erbarmungslosen Krankheit, die plötzlich zuschlug, als die 62-Jährige Mutter von vier Kindern und Großmutter von zwei Enkeln ihren Ruhestand in die Wege leiten wollte, der bei ihr wohl ohnehin ein "Unruhestand" geworden wäre.

Die Kinoszene in Oberösterreich und darüber hinaus trauert seitdem aufrichtig, denn Meyer war als Netzwerkerin bei Filmfesten, Branchentreffen und gesellschaftspolitischen Diskussion genauso wie sie als Mensch war: warmherzig, diskussionsfreudig, zugewandt, direkt. In einem ihrer letzten Gespräche mit den OÖN sagte sie: "Je älter ich werde, umso weniger pfeif ich mir." Diese Geradlinigkeit ist wohl das größte, wichtigste Erbe, das die gebürtige Niederösterreicherin allen hinterlässt, die sie - Oberösterreichs einzige Frau an der Spitze eines Kinos - in ihrer mehr als 25 Jahre dauernden Arbeit berührt und inspiriert hat. Über den Film als achtenswerte Kunstform und Ressource für Bildung ließ die ausgebildete Röntgenassistentin nie etwas kommen. So programmierte und kuratierte die Trägerin des Ehrenpreises der "FrauenFilmTage" oft auch gegen den flachen Mainstream. Erst im Frühjahr feierte ihr Kino die fast vergessene Regie-Pionierin Alice Guy, die damals sonst nur die New York Times auf dem Radar hatte. Die im besten Sinne unbequeme Konsequenz, mit der Meyer auch die fixe Spielstätte für ihr Kino ab 2012 im Welser Medienkulturhaus erkämpfte, wird ihr so schnell keiner nachmachen. Versuchen muss es die Branche. Um ihrer selbst willen und für Hanna Meyer.

Das Programmkino Wels gedenkt ihrer am Montag, 19 Uhr, mit einer Projektion von "Orlando" (1992) mit Tilda Swinton nach dem Roman von Virginia Woolf.