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Rupert Vierlinger: Trauer um einen verdienten Reformpädagogen

Nachruf auf Rupert Vierlinger (1932)
Er war Gründungsdirektor der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz und später Ordinarius für Schulpädagogik der Universität Passau:

Österreich hat mit Rupert Vierlinger einen anerkannten und verdienten Reformpädagogen verloren. Der Lehrer und Forscher, der Gastbeiträge in den OÖN verfasste, starb nach längerer Krankheit im 87. Lebensjahr.

Vierlinger wurde am 12. Mai 1932 im Dorf Kasten in der Mühlviertler Gemeinde St. Peter am Wimberg als zweites von fünf Kindern eines, wie er selbst einmal schrieb, "Kleinhäusler-Ehepaares" geboren. Die Prägungen, die er in der dörflichen Gemeinschaft erfuhr, schrieb er viele Jahre später in seinen Kindheitserinnerungen "Mandlhut und Stadlhenn" (Verlag Edition Geschichte der Heimat, Grünbach/Freistadt 2010) nieder. Nach der 1953 im Bischöflichen Lehrerseminar abgelegten Matura war Vierlinger zwei Jahre Grundschullehrer in Freistadt.

Schon Mitte der 50er-Jahre studierte Vierlinger neben seiner weiteren Lehrer-Tätigkeit in Wien an der Wiener Universität Pädagogik, Pädagogische Psychologie, Philosophie und Kunstgeschichte. Die Art, wie unterrichtet und wie Schüler beurteilt werden sollten, ließ ihn nicht mehr los. So war er schon zur Zeit der Ablegung der Rigorosen (1961) in Pädagogik und des Lehramtes in Philosophischer Propädeutik (1962) wieder an seiner Linzer Ausbildungsstätte als Vortragender tätig.

Das Forscherleben

1967 folgte die Bestellung zum Leiter der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz. Hier war Vierlinger nicht nur für den Ausbau und die Fortbildung der Lehrer zuständig, er entwickelte auch als Alternative zum Ziffernnoten-Zeugnis das Konzept der "Direkten Leistungsvorlage" (Portfolio-Konzept). 1980 wurde der Universitätsprofessor Ordinarius für Schulpädagogik an der Uni Passau. Auch dort setzte er sich in seinem Forscherleben mit der Leistungsbeurteilung von Schülern auseinander.

Seine Ergebnisse: Weder messen Noten "objektiv", weil verschiedene Lehrer auf ein und dieselbe Arbeit stark differierende Noten geben, noch sind sie "valide". Vielmehr müsse es laut Vierlingers Forschungen heißen: "Die Schüler sind nicht mehr Rivalen innerhalb ihres Leistungsniveaus, sondern Partner im gemeinsamen Lernziel! Die Devise lautet nicht mehr: ,Übertriff den anderen!‘, sondern: ,Übertriff dich selbst!‘" Neben der Lehre, acht Büchern und 191 Artikeln in diversen Periodika lag ein Schwergewicht seiner Bildungsarbeit in der Vortragstätigkeit. Eine Zusammenfassung seines Lehrerlebens veröffentlichte Vierlinger 2011 in dem Buch "Schulerfahrung und Schulreform" (Wagner Verlag/Linz).

Seit der Pensionierung im Jahr 1997 erfüllte sich Vierlinger kleinere Wünsche: Klavier spielen, wandern, Rad und Ski fahren und endlich wieder Belletristik lesen. Vom Chor der Friedenskirche in Linz, den er seit 1981 leitete und der ihm so viel Freude machte, verabschiedete er sich altersbedingt nach 20 Jahren. Und über seine Ehe sagte er einmal: "Ziemlich untypisch für unsere Zeit bin ich nach wie vor mit meiner Mathilde verheiratet und habe 2007 mit ihr die Goldene Hochzeit gefeiert."

Der erste Sohn Thomas war bis zu seinem Tod 1988 Chordirektor an der Städtischen Oper Dortmund, der zweite Sohn Marcellinus ist in Wien Facharzt für Gynäkologie. Tochter Lydia ist Professorin für Gesangspädagogik an der Wiener Musikuniversität.

Das Begräbnis findet am Donnerstag, 24. Jänner, um 14.30 Uhr, auf dem Pöstlingberg statt.