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Der gute Geist mit dem Lächeln auf den Lippen

Nachruf auf Stefanie Zacherl (1923)
Einmachsuppe mit Bröselknödeln, Blunzn mit Kartoffelschmarrn und Sauerkraut, Haschee-, Grammel- und Speckknödel mit Sauerkraut sowie Bauernkrapfen – dieses deftige Lieblingsmenü mitsamt einem Foto von Stefanie Zacherl finden Gäste des Landhotels Schicklberg seit wenigen Tagen beim Eingang auf einer großen Menükarte vor.

Die trotz ihres hohen Alters rüstige Seniorchefin des beliebten Ausflugsgasthofs und Seminarhotels ist am 25. Februar für viele völlig unerwartet im 95. Lebensjahr gestorben. Das Begräbnis findet heute um 14 Uhr in Kematen an der Krems statt.

Stefanie Zacherl, die unmittelbar nach Kriegsende ihren Mann Gustav geheiratet und von da an auch mit ihm gemeinsam die Gastwirtschaft geführt hatte, war wie keine zweite mit dem Namen "Schicklberg" verbunden. Bis zuletzt war sie im Dienste ihrer Gäste im Einsatz. Ihre Leidenschaft war die Küche. Bis ins hohe Alter ließ sie es sich nicht nehmen, die Bauernkrapfen selbst zu machen.

"Im Dezember hat sie in der Küche sogar noch selbst das Kletzenbrot für unsere Gäste gemacht", erinnert sich Sohn Franz Zacherl, der gemeinsam mit seiner Gattin Inge 1984 den elterlichen Betrieb übernommen und mittlerweile zu einem weithin bekannten Seminar- und Wellnesshotel mit 55 Mitarbeitern ausgebaut hat, "und beim Bratwürstelmachen hat sie das Kommando gehabt. Aber das Regiment hat sie immer schon geführt. Meine Mutter hat ewig für zwei gearbeitet, von 5 Uhr morgens bis 10 in der Nacht."

Und bei all diesem Fleiß zeichnete die Schicklberg-Seniorchefin eines aus: Für die Leute hatte sie immer ein Lächeln auf den Lippen, ihr Engagement basierte auf Liebe und Hingabe. Dies bewies sie auch, als sie ihren Gatten Gustav in dessen letzten Lebensjahren bis zu seinem Tod pflegte. Doch selbst in dieser Zeit war sie täglich für die Gäste im Einsatz. "Für Hobbys war bei ihr kein Platz, sie hat 365 Tage im Jahr gearbeitet", sagt Franz Zacherl, dessen Geburt einst sogar im Gastzimmer stattgefunden hatte.

Gemeinsam mit seinem um vier Jahre älteren Bruder Gustav hat er dann dafür gesorgt, dass der Mutter auch außerhalb der Küche nie fad wurde: Die zehn Enkelkinder und mittlerweile auch 13 Urenkerl waren das Heiligtum von Stefanie Zacherl. Bei ihnen wurde ihr Herz noch größer. Weniger schön waren einzig die letzten drei Wochen im Leben der Schicklberg-Seniorchefin: Nach einem Sturz am frühen Morgen wurde sie vom Bäcker hilflos liegend gefunden. Stefanie Zacherl hatte sich beim Sturz den Oberschenkel, fünf Rippen und das Schlüsselbein gebrochen. Davon erholte sie sich nicht mehr. "Sie wollte unbedingt noch einmal heim in ihre gewohnte Umgebung", sagt Franz Zacherl, "aber es ist leider nicht mehr gegangen. Ihr Zustand hat sich in den letzten Tagen rapide verschlechtert." Doch auch die letzte Frage an ihren Sohn war noch von der Sorge um ihr Lebenswerk geprägt: "Bub, kannst du eh das alles zahlen?", soll sie noch gefragt haben.

Stefanie Zacherl wird im Landhotel Schicklberg und bei vielen ihrer Gäste eine Lücke hinterlassen. Aber ihre Gäste und ihre Freunde werden sich auch stets an das Lächeln erinnern, das sie ihnen immer geschenkt hat. Und sie wird wohl das bleiben, was sie auch Zeit ihres Lebens gewesen ist: Der gute Geist im Haus.