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Heinrich Schwarz: Bürgermeister der Wendezeit

Nachruf auf Heinrich Schwarz (1932)
Einer der letzten Gründerväter des neuen Steyr ist tot, und damit hört auch das beliebte "Hell-Dunkel-Wortspiel" in der Stadt auf.

Heinrich Schwarz, der am 10. Jänner 1984 dem rüstigen 97-jährigen Altbürgermeister Franz Weiß als Rathauschef nachgefolgt war, starb am 9. Februar.

Die Worte, die die Genossen zu Schwarz’ Tod fanden, waren die gleichen, die sie schon zu seinem 85. Geburtstag vor wenigen Wochen sagten. Nationalrat Markus Vogl (SP) beschrieb den Verstorbenen als "eine verdienstvolle, von Humanismus und Bescheidenheit geprägte Persönlichkeit". Das stimmt voll und ganz. Schwarz war wenige Tage außer Dienst, nahm er sich auch schon wieder um einen Freiwilligendienst an, um zu helfen: Als 15 Steyrer einen Einkaufsdienst für gehbehinderte Mitbürger gründen wollten, war Schwarz sofort dabei. Durch die soziale Ader des Mannes floss tiefrotes Herzblut, schon als 13-Jähriger gehörte er der SP-Jugend an.

Als politischer Charakter verkörperte Schwarz nicht nur in seinen Bürgermeisterjahren von 1984 bis 1991 die Wendezeit. Das zeigte sich nicht nur, als er im Juni 1989 hoffte, dass Bundeskanzler Vranitzky und Finanzminister Lacina die Steyr-Werke mit einer letztmaligen Fünf-Milliarden-Schilling-Spritze aus dem Staatshaushalt über Wasser halten würden. "Sie vergessen uns nicht", betonte er.

Schwarz war Ehrenbürger der Stadt Steyr, doch zwei FP-Gegenstimmen trübten die Beschlussfassung. Der Einspruch war nicht mutwillig. Der Bürgermeister war gleichzeitig Obmann der Volkshilfe gewesen. Der Rechnungshof hatte nachgewiesen, dass 46 Prozent der Spenden und Subventionen der Hilfsorganisation in den Jahren 1977 bis 1989 für den Pensionistenverband und andere Vorfeldorganisationen der SP aufgingen. Schwarz konnte sich mit knapper Not im Amt halten, die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren ein, das Meinungsforschungsinstitut IFES erfragte dennoch, dass die Affäre die SPÖ 1991 die absolute Rathausmehrheit gekostet hatte. Für Schwarz war die Volkshilfe stets als "Sozialistische Arbeiterhilfe" Gliedmaße der Partei. Verdienstvollen Männern wie ihm, der besonders das Schulwesen in Steyr vorantrieb, kam eine Trennung von Stadt und Partei nicht in den Sinn. "Wenn jemand in Not war", sagte Schwarz, "hat er Geld erhalten" - aus welcher Kassa, schien egal. Die Geschichte wird Schwarz nicht "schwarz" sehen, gewiss nicht, sondern als einen Bürgermeister auf der Höhe seiner Zeit, der aus innerer Überzeugung gehandelt hat.