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Andreas Steiner: Kunst, die nicht nur ein Hammer war

Nachruf auf Andreas Steiner (1958)
Ein überdimensionierter Hammer schlug auf das Amstettner Stadtpflaster ein, brach den Beton auf: Andreas Steiner hat das Riesenwerkzeug aus Kunststoff gegossen, das bei einem Skulpturenpark zum Symbol wurde.

Am Christtag starb Andreas Steiner, eine Triebfeder des intellektuellen Aufbruchs im Mostviertel an Krebs - nur einen Monat, nachdem die Krankheit bei ihm diagnostiziert worden war. Steiner verstarb 59-jährig. Nie ein Großmeister der Festakte, erlebte er seinen 60. Geburtstag und die Ehrungen, die es für den Träger des Amstettner Kulturpreises zweifellos gegeben hätte, nicht mehr.

Aus einer Künstlerfamilie

Steiners Weg zur Kunst war vorgezeichnet. Jeder im Mostviertel kannte seinen Vater Professor Fritz Steiner als spitzfedrigen Zeichner, funkensprühenden Reimeschmied und bunten Aquarellisten des Birnenlandes. Kunstsinn und liberales Denken gaben die Steiners ihren Kindern mit. Andreas’ Bildungsweg führte von der Goldschmiedeschule in Steyr zum Magister artis an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Der Absolvent der Kunsthochschule mit der Diplomarbeit "Raumobjekte aus Schrott" schuf bald Großformatigeres als Geschmeide aus Edelmetall. Er verformte Schaufeln aus dem Baumarkt zu Sesseln und bog aus Baustellendraht Fäuste, die Neonröhren umklammerten, die in den Reggae-Farben rot-gelb-grün flimmerten. Steiner sah die Welt immer als Ganzes, ihre Schieflage bei der Güterverteilung zulasten des Südens hat er immer wieder in seinen Arbeiten thematisiert. "Wäre ich nicht Künstler, wäre ich schon längst Entwicklungshelfer", sagte Steiner einmal.

Entwicklungshelfer wurde er dann doch noch für viele Künstlerkollegen, indem er in einem ehemaligen Reitstall den "Schaustall", eine Galerie, einrichtete. Der "ST.A.LL" - nach wie vor wird Besuchern nicht sofort das Buchstabenwürfelspiel des Gründers mit seinen Initialen bewusst - verstand sich nie als Futtertrog für Wiederkäuer der Mode, sondern als Quelle für Leute mit eigenen Entwürfen. Steiner hätte selber geschäftstüchtig sein können, aber er ließ immer wieder lieber anderen den Vortritt, wodurch der "ST.A.LL" Sprungbrett vieler Karrieren wurde.

Große Betroffenheit

Bei der Verabschiedung in Neuhofen/Ybbs versammelten sich nicht nur Geschäftspartner um den Sarg, sondern persönliche Freunde und eine Familie, die zusammenhält. Arbeiterpriester Franz Sieder sagte dem Verstorbenen ebenso Lebewohl wie Sohn Alexander, Amstettens Kulturstadträtin Ulrike Königsberger-Ludwig und US-Liedermacher David Waddell. Das Feld der Redner zeigt, wie weit Andreas Steiners Horizont reichte und wie viele Menschen er mit seiner Kunst und Lebensart berührt hat.