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Alois Ali Grasböck, 1952 2017

Nachruf auf
OÖN-Kolumnist Alois Grasböck ist gestern unerwartet im 65. Lebensjahr verstorben. Ein Nachruf von Gerald Mandlbauer.

"Mit Verlaub, Urlaub", das ist sein letzter Eintrag in den "Oberösterreichischen Nachrichten" unter der Kolumne "Aufgespießt" gewesen. Niemand von uns konnte ahnen, dass dies sein allerletzter Beitrag für uns bleiben sollte. Alois Grasböck, für uns alle nur "der Ali", ist gestern unerwartet im 65 Lebensjahr verstorben. Wir verneigen uns vor einem großen Satiriker, einem Menschenfreund, der Warmherzigkeit, Wortwitz, Feinfühligkeit, Leidenschaft für das geschriebene Wort unter einer mürrisch erscheinenden Schale verbergen konnte. Dies vielleicht eine oberflächliche Parallele zu dem von ihm verehrten Karl Kraus, von dem er alles las und fast alles zitieren konnte, nur der Kraus eigene Zynismus war Ali fremd. Er konnte hart sein, die Dinge kritisieren, die Politik auf die Schaufel nehmen, aber ohne dabei Menschen zu verletzen. Auch dies ein Charakterzug, für den die Leser Ali geliebt haben. Seine raue Schale diente ihm als Panzer, Lob, auch das viele seiner begeisterten Leser, konnte ihm unangenehm sein, ja, oft war er peinlich berührt, wenn ich ihm ein Bewunderungsmail weiter leiten durfte.

Ali Grasböck durchlief eine journalistische "Tellerwäscherlaufbahn". Er hatte als Schriftsetzer-Lehrling im Medienhaus Wimmer begonnen, schrieb in der Faschingszeit erste Beiträge für die "Lachrichten" und wurde so als Wort- und Satzdrechsler entdeckt. "Kommen sie zu uns in die Redaktion", hatte es daraufhin geheißen - und dieser Redaktion sollte er bis 2012 als Fixangestellter und auch nach seiner Pensionierung als freier Kolumnist angehören. Talent ist ein fortwährender Prozess, Ali wurde im Alter noch reifer und besser.

Ali beherrschte das Einkochen beim Schreiben, das Verdichten und Weglassen. Er stand für das Primat des Wortes über Bilder und Töne, die neue Welt mit Facebook und Twitter, überhaupt der Konsumismus, blieben ihm fremd. Er beschrieb in der großen Form der Satire die kleinen Nebensächlichkeiten. Wieso Äpfel Aufkleber tragen müssen, sich im Februar die ersten Osterhasen zeigen, im Parlament die Bänke leer bleiben? Aus solchen Randnotizen formulierte er seine Kolumne, er war dabei ein Nichtideologe, seine Religion blieb bis zuletzt die Freundschaft zu den Menschen, sein Behandlungsrezept die Psychodroge Humor.

Bis 40 schrieb Ali auch die legendäre "Popkiste", mit 40 fühlte er sich zu alt dazu und übergab sie in jüngere Hände. Er war Reporter unseres Hauses. Ihm musste man das Handwerksprinzip nicht erklären: Geht raus zu den Leuten und bringt saftige Geschichten heim. Es war seine Maxime. Bis zuletzt besuchte er uns im Newsroom, legendär seine Mittagsdialoge in "Rosis Cafe" mit seinem redaktionellen Ansprechpartner und Freund Bernhard Lichtenberger, beide wortwitzig, der eine der "Men in black" (Grasböck habe ich zeitlebens nur mit schwarzer Hose, schwarzem Leiberl, schwarzem Sakko gesehen), der andere, Lichtenberger, von Ali liebevoll "Trainer" genannt. So schmiedeten die beiden am Mittagstisch hunderte Mostdipf-Sprüche für die OÖN. Vor sieben Tagen ist er mir auf der Straße das letzte Mal über den Weg gelaufen. Ich habe ihm angesehen, dass ihm der Adventtrubel auf die Nerven ging. Vielleicht hätte er in einer seiner nächsten Kolumnen Karl Valentin eingebaut: "Jetzt ist sie vorbei die stade Zeit, jetzt kann es wieder ruhiger werden." Hätte zu ihm gepasst.

Alis größte Passion war das Schwammerlsuchen. Auch deshalb verehrte er Hugo Portisch, den großen Pilzkenner und Schreiber, zweifach. Seine zweite Passion blieb Bibione, mit einem Ali mittendrin, der dort seine Leseenklave gefunden hatte, diese als ein Pendant zu seiner Schreibklause in der Redaktion. Wen dieser eine Tabakwolke entströmte, wussten wir: Er ist am Denken und Formulieren.

Wir trauern um den großen Satiriker der OÖNachrichten, unser Mitgefühl ist bei seiner Familie. Gattin Andrea, die Kinder Eva und Markus, zwei Enkerl, sie sind seine Gegenwelt zum hektischen Journalismus gewesen. Ihnen, uns und seiner großen Anhängerschaft wird er sehr fehlen. Lieber Ali, wir gedenken Deiner in großer Trauer. Ruhe in Frieden.