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Die Maria Theresia des Unternehmens Ammerer

Nachruf auf Christine Ammerer (1953)
Sie war eine ungewöhnliche, zielstrebige und überaus erfolgreiche Frau.

Christine Ammerer, die Geschäftsführerin der Firma Betten Ammerer, erweiterte das Filialnetz des Rieder Traditionshauses und baute das Unternehmen zu einer Branchengröße aus.

Ganz oben stand für die fünffache Mutter, die ihre Tochter Mariella durch einen Schicksalsschlag sehr früh verlor, aber immer die Familie. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem mittlerweile pensionierten Braunauer Richter Leopold Heinrich Ammerer, versuchte die gebürtige Andorferin immer, den vier Söhnen Heinrich, Stefan, Martin und Florian Geborgenheit zu geben. Der Ex-Wirtin, diplomierten Fürsorgeschwester, einstigen Amtsvormündin und späteren Unternehmerin gelang das recht gut.

Christine Ammerer war die geborene Geschäftsfrau. Sie riss Projekte auf und erstellte Konzepte zur Herstellung oder Übernahme von Betriebsstätten. Und sie legte großen Wert auf gute Mitarbeiter. In den ersten Jahren gab es in Ried vor Geschäftsbeginn immer eine Art Morgenappell - eine Warenbesprechung. Da gruppierten sich alle Mitarbeiter um die Kassa, und die Chefin betrieb Warenkunde. Um sicher zu stellen, dass das Gesagte nicht bei einem Ohr hinein und beim anderen wieder hinaus ging, gab es am Folgetag Rückfragen zu den besprochenen Themen. Christine Ammerer selbst hatte sich ihr Fachwissen in erstaunlich kurzer Zeit auf Messen und bei den Musterungen der Einkaufsverbände angeeignet.

1998 wurde die Innviertler Unternehmerin als erste Frau in den Aufsichtsrat der Volkskredit-Verwaltungsgenossenschaft und der VKB-Bank berufen. Christine Ammerer konnte dort persönlich viel lernen, etwa das kritische Lesen von Bilanzen und eine seriöse Risikoabschätzung, die auch dem eigenen Betrieb wohl tat.

Engagement für Frauen

Im Jahr 2001 wurde die Trägerin des Goldenen Ehrenzeichens des Landes Oberösterreich als Obmann-Stellvertreterin ins Spartenpräsidium gewählt. Zu dieser Zeit war das die höchste Position, die eine Frau in der Wirtschaftskammer Oberösterreich einnahm. Jahre davor hatte sich Christine Ammerer bereits mit der Gründung von "Frau in der Wirtschaft" engagiert und einen Namen gemacht.

Im Jahr 2006 bekam die Innviertlerin, die auch Laienrichterin am Arbeits- und Sozialgericht war, den Titel Kommerzialrätin verliehen. Sie war damals knapp über dem Mindestalter. Der Festakt lief nicht wie üblich in Linz, sondern anlässlich des 250-Jahr-Jubiläums des Unternehmens in Ried ab. Präsident Christoph Leitl sagte damals zu Christine Ammerer: "Du bist die Maria Theresia des Unternehmens."

Ihr unermüdlicher Einsatz und die damit verbundenen Strapazen gingen aber nicht spurlos an der Geschäftsfrau vorüber. Christine Ammerer erkrankte schwer und musste sich seit 2007 über ein Dutzend Mal Kopfoperationen unterziehen. Bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2012 ertrug sie alles geduldig und tapfer, ehe es im Vorjahr zu einem herben Rückschlag kam und Christine Ammerer in akute Lebensgefahr geriet.

Eine weitere Operation in Innsbruck verlief zwar erfolgreich, am 28. August verlor die Innviertler Geschäftsfrau aber endgültig den Kampf. Sie wurde am 2. September in Ried zur letzten Ruhestätte geleitet und in der Familiengruft beigesetzt.