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Für den "Herr Karl" musste "Fif" schauspielern

Nachruf auf Friedrich Rechberger (1949)
Der ehemalige Stadtrat Friedrich Rechberger starb im Alter von 68 Jahren.

Gegenwind störte ihn auch im Fahrradsattel nicht. Auf dem Partezettel von Friedrich Rechberger steht dessen letzte Radtour von Waidhofen nach Weyer geschrieben, 2:02:08 Stunden hat sie gedauert und bei einem Durchschnittstempo von 23,59 km/h hat er kräftig in die Pedale getreten, eine beachtliche Fitness für einen 68-Jährigen.

Nach einem Besuch des Lions-Flohmarktes legte sich der ehemalige Stadtrat zu einem Mittagsschläfchen nieder und wachte nicht mehr auf. Die Freunde von der Volksbühne, die ihn zu einer Fahrt zu einem Fußballspiel von Rapid Wien abholen wollten, trafen einen Toten an, der lautlos in seinem Bett gestorben war.

Zu Lebzeiten war Rechberger anders: Tausendsassa, Rädelsführer, Hans Dampf in allen Gassen. Sein Lebensfreund und Konditormeister Karl Piaty nannte ihn auf seiner Facebook-Seite mit Worten ringend "ein Beispiel gelebter Bürger-Demokratie". Bürgermeister Werner Krammer (VP) dankte "einem guten Freund für das, was wir gemeinsam erreicht haben."

Immerhin - das Lob des Rathauschefs gilt einem Abtrünnigen der Waidhofner Volkspartei. Im Wahljahr 1986 sprang der VP-Gemeinderat und Landesbedienstete Rechberger ab und gründete für mehr Bürgernähe die Unabhängige Wählergemeinschaft Waidhofens UWG. "Was soll mehr Bürgernähe heißen?", schimpfte der damalige Bürgermeister Erich Vetter, dem Rechberger auf Anhieb zwei Mandate abluchste. Enge Freunde wurden die beiden Männer nicht mehr.

Rechberger war einer, der sich eine eigene Meinung gönnte, und wenn sich die Machthaber immer mehr zu verfilzen begannen, wurde "Fif", wie ihn die ganze Stadt nannte, regelrecht aufmüpfig. Gegen den Strom geschwommen war vielleicht auch seine Entscheidung, als UWG-Stadtrat den Neuanfang von Bürgermeister Werner Krammer mitzutragen. Die UWG blutete dafür bei der Wahl im Jänner aus.

Pensionsschock hatte Rechberger nach 40 Jahren Gemeinderat keinen. Zuletzt gab das Urgestein der Volksbühne Helmut Qualtingers Einakter über den Nazi-Mitläufer "Herr Karl". Ein Stück, das dem Querdenker "Fif" so gar nicht auf den Leib geschneidert ist, für die Rolle musste er sich als Schauspieler verstellen.

Der Totengottesdienst findet am Samstag um 11 Uhr in der Stadtpfarrkirche.