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Wenn der Schuh drückte

Nachruf auf Otto Schützeneder (1926)
"Der Otto wird’s schon richten", waren die Hagenberger vom Schuster ihres Vertrauens überzeugt. Die Türe zu Otto Schützeneders uriger Werkstatt stand fast rund um die Uhr offen. Bis zum 26. Februar.

An jenem Sonntag entschlief der 90-Jährige in den Armen seiner Gattin Leopoldine.

Eine Woche zuvor hatte das Ehepaar Eiserne Hochzeit im Linzer Dom gefeiert, und nur einen Tag vor seinem Tod hatte Schützen-eder noch von seinem neuen Trachtenanzug geschwärmt, den er mit Lederelementen verschönern wollte. "Er war wie ein Künstler. Ob kaputte Schuhe, Taschen oder Gürtel - Otto wusste für alles eine Lösung", sagt Rudolf Fischerlehner, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Hagenberg.

Der Verstorbene, der zwölf Jahre Mitglied im Gemeinderat und zwei Jahrzehnte stellvertretender Obmann der Raiffeisenbank Hagenberg-Pregarten war, sei ein einfacher, selbstloser Mensch gewesen. "Den Leuten wird er sehr fehlen. Seine Arbeit machte er aus Liebe und nicht, weil er Geld verdienen wollte", sagt Fischerlehner.

Fast sein gesamtes Leben reparierte Schützeneder kaputte Lederstücke. Nachdem der gebürtige Tragweiner die Schusterlehre in der Werkstätte seines Vaters abgeschlossen hatte, öffnete er seinen Betrieb in Hagenberg. In den 1960er Jahren, als große Schuhhersteller den Markt eroberten, suchte er sich ein zweites Standbein beim Landesinvalidenamt. Der Mühlviertler fertigte dort Schuhe und Gehhilfen für Kriegsopfer. Seine eigene Schuhmacherei gab der vielfache (Ur-)Großvater aber niemals auf. Er machte sich in all den Jahren in weiten Teilen des Landes einen Namen. "Die Leute sind von rundherum gekommen", sagt Fischerlehner. Schützeneder habe sich stets gerne Zeit für seine Kundschaft genommen.

Wer seine große Dankbarkeit in Form einer ordentlichen Entlohnung äußerte, musste jedoch mit Ablehnung rechnen. "Er verlangte maximal fünf Euro für seine Reparaturen und reagierte fast ein wenig beleidigt, wenn man ihm mehr anbot", sagt Fischerlehner.

Neben dem Schustern hätten dem Verstorbenen die Blumen am meisten Freude bereitet. In der kleinen Landwirtschaft, die er gemeinsam mit seiner Frau führte, konnte Otto Schützeneder die Leidenschaft zur Natur ausleben.