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Einer, der zuhören konnte

Nachruf auf Alois Höretseder (1919)
Als Zeitzeuge der letzten Kriegstage und der entbehrungsreichen Nachkriegsjahre hatte Alois Höretseder einiges zu berichten.

Der im Alter von 97 Jahren verstorbene Altbürgermeister der kleinen Gemeinde Hörbich im oberen Mühlviertel tat dies gerne. Dabei rief er die Jugend zur Achtsamkeit auf und gab seine Erfahrungen weiter. Speziell der Hunger hatte ihn geprägt: "Lasst nichts verderben, schmeißts nichts weg", war sein Leitspruch.

Höretseder, der nicht nur 18 Jahre Ortschef, sondern auch langjähriger Obmann der Raiffeisenbank, Mitglied der Feuerwehr Hühnergeschrei und des Kameradschaftsbundes Sarleinsbach war, konnte aber vor allem auch eines: zuhören, vermitteln und Streit schlichten. "Seine vielen Interessen, seine optimistische Sichtweise und sein aktiver Lebensstil haben ihn jung gehalten", sagt Sohn Alois, Vizebürgermeister in Niederwaldkirchen.

Große Bedeutung hatte für den Verstorbenen die große Familie mit sieben Kindern, 16 Enkeln und 14 Urenkeln. Diese waren nach seinen schrecklichen Kriegserlebnissen sein Mittelpunkt. Im Alter von 21 Jahren hatte er zum Militärdienst einrücken müssen. Den Russland-Feldzug machte er als Funker von Beginn an mit. Auf der Flucht vor der Roten Armee konnte er Danzig mit dem vorletzten Flüchtlingsschiff verlassen, den Untergang der von einem U-Boot torpedierten "Wilhelm Gustloff" mit bis zu 9000 Toten erlebte er hautnah mit. "Tagelang wurden Leichen angeschwemmt", berichtete er später.

Auf abenteuerlichen Wegen schaffte Höretseder 1946 die Flucht aus britischer Kriegsgefangenschaft. Zwei Jahre später heiratete er seine Anna und widmete sich fortan der Landwirtschaft, aber auch den Menschen der Region. Bis zuletzt nahm er am öffentlichen Leben teil. Beim Seniorentanz, beim Turnen, Kartenspiel, beim Stockschießen und bei vielen Ausflügen war er häufig der älteste Teilnehmer.